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Kampf der Ehre
Morgan Rice


Ring der Zauberei #4
In KAMPF DER EHRE (Band 4 im Ring der Zauberei) ist Thor als abgehärteter Krieger von den Hundert zurückgekehrt und muss nun lernen, was es bedeutet, für seine Heimat in die Schlacht zu ziehen, auf Leben und Tod zu kämpfen. Die McClouds sind auf einem Raubzug tief in MacGil-Revier vorgedrungen – tiefer als je zuvor in der Geschichte des Rings – und während Thor in einen Hinterhalt reitet, wird es auf ihm lasten, den Angriff abzuwehren und Königshof zu retten. Godfrey ist von seinem Bruder mit einem äußerst seltenen und starken Gift vergiftet worden, und sein Schicksal liegt in Gwendolyns Händen, die alles in ihrer Macht tut, um ihren Bruder vor dem Tod zu retten. Gareth verfällt immer tiefer in einen Zustand von Verfolgungswahn und Unzufriedenheit, und er heuert seinen eigenen Stamm von Wilden als persönlichen Kampftrupp an. Er überlässt ihnen die Silberhalle – setzt so die Silbernen vor die Tür und schafft eine Kluft in Königshof, die in einen Bürgerkrieg auszubrechen droht. Er plant auch, Gwendolyn von den wilden Nevarunen holen zu lassen und sie ohne ihre Zustimmung in eine Ehe zu verkaufen. Thors Freundschaften verfestigen sich, während sie an neue Orte reisen, unerwarteten Ungeheuern entgegentreten und Seite an Seite in unvorstellbaren Schlachten kämpfen. Thor reist in sein Heimatdorf und, in einer epischen Konfrontation mit seinem Vater, erfährt ein großes Geheimnis über seine Vergangenheit, darüber, wer er ist, wer seine Mutter ist – und was sein Schicksal ist. Mit dem fortgeschrittensten Training, das er je von Argon erhalten hat, beginnt er, Kräfte anzuzapfen, von denen er nicht wusste, dass er über sie verfügte, und Tag für Tag mächtiger zu werden.







K A M P F D E R E H R E



(BAND #4 IM RING DER ZAUBEREI)



Morgan Rice


Гњber Morgan Rice



Morgan Rice ist die #1 Besteller- und USA Today Bestseller-Autorin der 17 Bände umfassenden epischen Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, der neuen #1 Bestseller Fantasy-Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN, der #1 Bestseller-Serie DER WEG DER VAMPIRE (bestehend aus derzeit 11 Bänden) und der #1 Bestseller-Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptische Thriller-Serie. Morgans Bücher sind verfügbar als Hörbücher und Printeditionen und wurden bisher in mehr als 25 Sprachen übersetzt.



Morgan freut sich, von Ihnen zu hören, darum zögern Sie nicht und besuchen Sie www.morganricebooks.com, und melden Sie sich für den Email-Verteiler an. Erhalten Sie so Zugang zu kostenlosen Giveaways, der kostenlosen App und den neusten exklusiven Informationen. Folgen Sie Morgan auch auf Facebook und Twitter um nichts zu verpassen!


Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rice



“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”

--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos



“Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es läuft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erzähltempo.”

--Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt)



“Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen übersinnlichen Geschichten für junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erzähltempo... Empfehlenswert für alle, die übernatürliche Romanzen mögen.”

--The Romance Reviews (zu Verwandelt)



“Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.”

--Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt)



“Vollgepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die Hände bekommt wird sich neu verlieben.”

--vampirebooksite.com (zu Verwandelt)



“Eine großartige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseitelegen möchte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte um zu sehen, was passiert.“

--The Dallas Examiner (zu Geliebt)



“Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, für den ist dieses Buch genau das Richtige!”

--Vampirebooksite.com (zu Verwandelt)



“Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerzählern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zurücklässt.

--The Romance Reviews (zu Geliebt)


VON KГ–NIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (BAND #1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (BAND #2)

DAS GEWICHT DER EHRE (BAND#3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (BAND #4)



DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (BAND #1)

MARSCH DER KГ–NIGE (BAND #2)

LOS DER DRACHEN (BAND #3)

RUF NACH EHRE (BAND #4)

SCHWUR DES RUHMS (BAND #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(BAND #6)

RITUS DER SCHWERTER (BAND #7)

GEWГ„HR DER WAFFEN (BAND #8)

HIMMEL DER ZAUBER (BAND #9)

MEER DER SCHILDE (BAND #10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (BAND #11)

LAND DES FEUERS (BAND #12)

DIE HERRSCHAFT DER KГ–NIGINNEN (BAND #13)

DER EID DER BRГњDER (BAND #14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15)

DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT (BAND #17)



DIE TRILOGIE DES ГњBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA TWO -- ARENA ZWEI (BAND #2)



DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (BAND #1)

VERGГ–TTERT (BAND #2)

VERRATEN (BAND #3)

BESTIMMT (BAND #4)

BEGEHRT (BAND #5)

VERMГ„HLT (BAND #6)

GELOBT (BAND #7)

GEFUNDEN (BAND #8)

ERWECKT (BAND #9)

ERSEHNT (BAND #10)

BERUFEN (BAND #11)













Hören Sie sich den Ring der Zauberei jetzt als Hörbuch an!


INHALT



KAPITEL EINS (#u787a13e4-6bbb-570e-92ef-56ff61feacf8)

KAPITEL ZWEI (#ued422c09-f76d-5fd3-a054-445ea6cf9b1f)

KAPITEL DREI (#u10c767d4-cf34-50e2-a2e6-218231557c71)

KAPITEL VIER (#u12b8c44f-359f-5fb2-9ada-e72c05663ef3)

KAPITEL FUENF (#uc71d4538-acb0-56f9-a078-bae23ac747f7)

KAPITEL SECHS (#u24f542cf-c138-58c5-9af8-cef3aa262f46)

KAPITEL SIEBEN (#u0cd6335a-6f1b-55a2-b217-184a39d2c679)

KAPITEL ACHT (#uc803be83-5221-555a-bffd-3e5d716373d6)

KAPITEL NEUN (#uedf7404d-e33c-5e71-806f-26b618e4d66e)

KAPITEL ZEHN (#u0b7976c6-a546-57ee-a1f8-b48730b88803)

KAPITEL ELF (#ua4d600ab-0685-56de-a502-6ec08b9ffa9f)

KAPITEL ZWOELF (#uaa0edfe7-139f-565e-8448-ac7518fb70de)

KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL FUENFZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FUENFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FUENFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)


“Fürchte dich nicht vor Größe.

Manche werden mit Größe geboren,

manche erreichen Größe und

manchen fliegt die Größe einfach nur zu.”

—William Shakespeare

Was Ihr wollt




KAPITEL EINS


Luanda stürmte quer über das Schlachtfeld. Nur knapp entging Sie einem galoppierenden Pferd, als sie sich ihren Weg zur der kleinen Behausung bahnte, in der sich König McCloud aufhielt. Zitternd umklammerte sie den kalten eisernen Speer als sie die staubige Ebene der Stadt überquerte. Die Stadt die sie einst gekannt hatte. Die Stadt ihres Volkes.

All diese Monate hatte sie mitansehen müssen, wie sie dahingeschlachtet wurden – und sie hatte genug. Etwas in ihr war zerbrochen. Selbst wenn sie es mit McCloud's ganzer Armee aufnehmen müsste - es kümmerte sie nicht mehr. Sie würde alles geben, um ihn aufzuhalten.

Luanda wusste, dass das was sie im Begriff war zu tun, verrückt war, dass sie ihr Leben riskierte, und dass McCloud sie wahrscheinlich töten würde. Doch sie verscheuchte diesen Gedanken aus ihrem Kopf und rannte. Es war an der Zeit, das Richtige zu tun – ganz egal zu welchem Preis.

Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes, inmitten von Soldaten, konnte sie McCloud in der Ferne sehen. Er zerrte ein schreiendes Mädchen in eine verlassene Lehmhütte. Er schlug die Tür so fest hinter sich zu, dass sich eine Staubwolke erhob.

“Luanda!” hörte sie jemanden schreien.

Sie drehte sich um und sah wie Bronson ihr in knapp hundert Metern Entfernung hinterherjagte. Sein Vorankommen wurde erschwert durch einen nicht enden wollenden Strom von Pferden und Soldaten, die ihn mehrfach zum Anhalten zwangen. Jetzt war ihre Chance. Wenn Bronson sie einholen wГјrde, wГјrde er sie von ihrem Plan abhalten.

Luanda rannte schneller und hielt ihren Speer dabei fest umklammert. Sie versuchte nicht daran zu denken, wie verrückt das alles war, wie gering ihre Chancen eigentlich waren. Wenn ganze Armeen nicht in der Lage waren McCloud aufzuhalten, wenn seine eignen Generäle, ja sogar sein eigener Sohn vor ihm zitterten, welche Chance sollte sie dann haben?

Mehr noch, Luanda hatte noch nie zuvor einen Mann getötet, noch viel weniger einen von McCloud’s Statur. Würde sie vor Angst erstarren, wenn die Zeit gekommen ist? Würde sie sich wirklich an ihn heranschleichen können? War er so unverwundbar, wie Bronson sie gewarnt hatte?

Luanda fühlte, dass Sie eine Rolle spielte im Blutvergießen dieser Armee, im Verderben ihres eigenen Landes. Rückblickend bedauerte Sie, dass sie sich jemals bereit erklärt hatte, einen McCloud zu heiraten – trotz ihrer Liebe zu Bronson. Die McClouds waren ein wildes Volk jenseits jeglicher Hoffnung auf Besserung. Das hatte sie gelernt.

Sie erkannte jetzt, dass die MacGils Glück hatten, dass das Hochland sie von ihnen trennte, und dass sie auf ihrer Seite des Rings geblieben waren. Sie war naiv gewesen, dumm anzunehmen, dass die McClouds gar nicht so schlecht sein konnten wie man sie es als Heranwachsende gelehrt hatte. Sie hatte geglaubt, sie ändern zu können, dass die Chance eine Prinzessin und eines Tages Königin der McClouds zu sein es Wert war – welche Gefahr auch immer darin lag.

Doch jetzt wusste Sie, dass sie sich geirrt hatte. Sie würde alles geben – ihren Titel, ihren Reichtum, ihren Ruhm, einfach alles – um die Zeit zurückzudrehen, um die McClouds niemals zu treffen, um zurück bei ihrer Familie und in Sicherheit zu sein. Auf ihrer Seite des Rings. Sie war wütend auf ihren Vater, weil er diese Ehe arrangiert hatte; sie war jung und naiv gewesen, aber er hätte es besser wissen müssen. War die Politik ihm so wichtig, dass er bereit war, seine eigene Tochter opfern? Sie war wütend auf ihn, weil er gestorben war und sie mit all dem alleine gelassen hatte.

Luanda hatte in diesen letzten Monaten auf die harte Tour gelernt, sich auf sich selbst zu verlassen. Und nun war ihre Gelegenheit gekommen, die Dinge richtigzustellen.

Sie zitterte, als sie bei der kleinen Lehmhütte mit der schweren dunklen Eichenholztür ankam. Sie drehte sich um und schaute in alle Richtungen. Sie rechnete damit, dass McCloud's Männer jetzt auf sie zustürzen würden. Doch sehr zu ihrer Erleichterung waren sie alle viel zu sehr damit beschäftigt, alles zu verwüsten und kurz und klein zu schlagen, um sie zu bemerken.

Sie hob den Arm, den Speer in der einen Hand, und griff mit der anderen nach dem TГјrknauf. Sie drehte ihn so vorsichtig wie sie nur konnte und betete, dass sie McCloud nicht warnen wГјrde.

Sie trat ein. Es war dunkel in der Lehmhütte. Da sie aus dem grellen Sonnenlicht der weißen Stadt kam, mussten sich ihre Augen erst langsam an die Dunkelheit gewöhnen. Es war auch kühler. Und als sie über die Schwelle des kleinen Hauses trat, war das erste, was sie hörte das Jammern und die Schreie des Mädchens.

Als sich ihre Augen besser an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah sie sich um und sah McCloud. Nackt von der Hüfte abwärts, auf dem Boden, während das unbekleidete Mädchen unter ihm versuchte, sich zu wehren. Sie weinte und schrie mit weit aufgerissenen Augen als McCloud nach oben griff und ihr den Mund mit seiner fleischigen Hand zuhielt.

Luanda konnte kaum glauben, dass das hier real war. Dass sie es wirklich tun würde. Sie machte einen zaghaften Schritt nach vorne. Ihre Hände zitterten, ihre Knie waren schwach und sie betete, dass sie die Kraft haben würde Ihren Plan umzusetzen. Sie umklammerte den eisernen Speer als wäre er ihre Lebensader.

Bitte Gott, lass mich diesen Mann töten!

Sie hörte McCloud grunzen und stöhnen wie ein wildes Tier, das sich satt gefressen hatte. Er war unerbittlich. Die Schreie des Mädchens schienen jede seiner Bewegungen nur zu verstärken.

Luanda machte einen weiteren Schritt, dann noch einen, und war ganz nah. Sie schaute auf McCloud herab, studierte seinen Körper, überlegte wo sie am besten zuschlagen sollte. Zum Glücke hatte er sein Kettenhemd abgelegt und trug nur ein dünnes wollenes Hemd, das jetzt schweißnass war. Sie konnte ihn von hier riechen, und wich zurück.

Seine Rüstung abzulegen war unvorsichtig gewesen, und Luanda entschied, dass dies sein letzter Fehler gewesen sein sollte. Sie würde den Speer mit beiden Händen hochheben und in seinen Rücken rammen.

Als McClouds Stöhnen seinen Höhepunkt erreichte, hob Luanda den Speer. Sie dachte daran, wie sich ihr Leben verändern würde nach diesem Augenblick. Wie, in nur wenigen Sekunden nichts mehr so sein würde wie zuvor. Das Königreich der McClouds würde vom Tyrannen befreit und dem Volk weitere Zerstörung erspart. Ihr neuer Ehemann würde sich erheben und seinen Platz einnehmen, und endlich würde alles gut werden.

Luanda stand da, starr vor Angst. Sie zitterte. Wenn sie jetzt nicht handeln wГјrde, wГјrde sie es niemals tun.

Sie hielt ihren Atem, machte einen letzten Schritt nach vorn, hielt den Speer mit beiden Händen hoch über ihren Kopf und ließ sich mit ihrem ganzen Gewicht auf die Knie fallen, das Eisen mit aller Kraft nach unten rammend um es ihm in den Rücken zu stoßen.

Doch dann passierte etwas, das Luanda nicht erwartet hatte. Sie sah alles wie durch einen Nebel und es geschah viel zu schnell, als dass sie hätte reagieren können: In letzter Sekunde rollte McCloud aus dem Weg. Für einen Mann seiner Größe war er viel schneller als sie erwartet hatte. Er rollte zu Seite und ließ das Mädchen unter ihm ungeschützt. Es war zu spät. Luanda konnte nicht stoppen. Der eiserne Speer bohrte sich durch die Brust des Mädchens.

Das Mädchen bäumte sich kreischend auf, und Luanda fühlte schmerzlich, wie sich die Spitze in ihr Fleisch bohrte, Zentimeter um Zentimeter, bis zu ihrem Herzen. Blut sprudelte aus ihrem Mund und sie blickte Luanda an. Geschockt. Verraten. Schließlich sank sie zurück auf den Boden. Das Mädchen war tot.

Luanda kniete betäubt und traumatisiert da. Sie konnte nicht fassen, was gerade geschehen war. Noch bevor sie alles verarbeiten konnte, bevor sie überhaupt realisieren konnte, dass McCloud unverletzt war, spürte sie einen brennenden Schlag auf die Seite ihres Gesichts und fiel zu Boden.

Als sie durch die Luft flog, wurde sie sich schwach dessen bewusst, dass McCloud ihr gerade einen schweren Schlag versetzt hatte. Er hatte tatsächlich jede ihrer Bewegungen seit sie den Raum betreten hatte zuvor erahnt. Er hatte so getan, als hätte er nichts bemerkt. Er hatte auf seinen Augenblick gewartet. Die perfekte Gelegenheit nicht nur auszuweisen, sondern sie auch noch das arme Mädchen töten zu lassen, um ihr die Last der Schuld aufzubürden.

Bevor es dunkel wurde um Luanda, konnte sie noch einen Blick auf McCloud’s Gesicht erhaschen. Er grinste mit offenem Mund auf sie herab, schwer atmend wie ein wildes Tier. Das Letzte was sie hГ¶rte, bevor er seinen riesigen Stiefel auf ihr Gesicht herabkrachen lieГџ, war seine kehlige Stimme, mit der er ausspie wie ein Tier: „Du hast mir einen Gefallen getan“, sagte er. „Ich war sowieso fertig mit ihr.“




KAPITEL ZWEI


Gwendolyn rannte die sich windenden Seitenstraßen der schlimmsten Gegend von King’s Court hinunter. Tränen liefen über ihre Wangen während sie vom Schloss wegrannte, und versuchte so weit von Gareth wegzukommen, wie sie konnte. Ihr Herz raste seit ihrer Auseinandersatzung, seit sie Firth hängen sah, seit sie Gareths Drohungen gehört hatte.

Sie versuchte verzweifelt, die Wahrheit unter seinen LГјgen zu entwirren. Aber in Gareths krankem Geist waren Wahrheit und LГјge miteinander eng verzwirnt, und es war so schwer herauszufinden, was die Wahrheit war. Hatte er versucht sie zu erschrecken? Oder war alles, was er gesagt hatte wahr?

Gwendolyn hatte Firth’s Körper mit eigenen Augen baumeln gesehen, und das sagt ihr, dass dieses Mal vielleicht alles den Tatsachen entsprach. Vielleicht war Godfrey tatsächlich vergiftet worden, vielleicht war sie ja tatsächlich in eine Ehe mit den wilden Nevaruns verkauft worden; und vielleicht ritt Thor gerade in einen Hinterhalt. Der Gedanke daran ließ sie erschauern.

Sie fГјhlte sich hilflos als sie rannte. Sie musste es richtig stellen. Sie konnte nicht den ganzen Weg zu Thor laufen, aber sie konnte zu Godfrey laufen und sich vergewissern, ob er vergiftet worden oder noch am Leben war.

Gwendolyn rannte tiefer in den heruntergekommenen Teil der Stadt, überrascht darüber, sich innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal hier zu finden, in diesem widerlichen Teil von King’s Court – wobei sie doch geschworen hatte, nie wieder hierhin zurückzukehren. Wenn Godfrey wirklich vergiftet worden war, musste es in der Bierstube passiert sein.

Wo auch sonst? Sie war wütend auf ihn, weil er zurückgekehrt war. Dafür, dass er seine Vorsicht hatte fallen lassen, und so leichtsinnig war. Doch am allermeisten sorgte sie sich um ihn. Sie erkannte, wie sehr sie ihren Bruder in den letzten Tagen lieb gewonnen hatte, und der Gedanke, auch ihn zu verlieren – besonders nachdem sie ohnehin schon ihren Vater verloren hatte – brannte auf ihrer Seele. Sie fühlte sich auch in gewisser Weise verantwortlich.

Sie fühlte echte Furcht, als sie durch diese Straßen lief. Nicht wegen der Trunkenbolde und Schurken um sie herum. Sie fürchtete sich vor ihrem Bruder, Gareth. Er hatte sich bei ihrem letzten Zusammentreffen dämonisch verhalten. Sie konnte sein Gesicht nicht aus ihren Gedanken verdrängen. Diese Augen. So schwarz und seelenlos. Er sah aus wie besessen.

Und dass er auf dem Thron ihres Vaters gesessen hatte, lieГџ das Bild noch unwirklicher erscheinen. Sie fГјrchtete seine Vergeltung. Vielleicht plante er wirklich, sie zu verheiraten, etwas was sie niemals zulassen wГјrde. Oder vielleicht wollte er sie nur verunsichern, und was er wirklich plante, war sie zu ermorden.

Gwen sah sich um. Und während sie lief, erschien ihr jedes Gesicht feindselig und fremd. Jeder stellte eine mögliche Gefahr dar, von Gareth geschickt, sie umzubringen. Sie wurde paranoid.

Sie bog um die Ecke und stieß mit einem betrunkenen alten Mann zusammen – was sie taumeln ließ und sie stolperte und musste unwillkürlich aufschreien. Sie war unglaublich nervös. Sie brauchte einen Moment um zu realisieren, dass es nur ein unachtsamer alter Mann war, und nicht einer von Gareths Schergen. Sie drehte sich kurz um und sah wie er, ohne auch nur den geringsten Gedanken an eine Entschuldigung zu verschwenden, weiterstolperte. Die Würdelosigkeit dieses Teils der Stadt war mehr, als sie ertragen konnte.

Ginge es nicht um Godfrey, würde sie nicht einmal in die Nähe kommen. Und sie hasste ihn dafür, dass er sie dazu erniedrigte hierher zu kommen. Warum konnte er sich einfach nicht von diesen Wirtshäusern fernhalten?

Gwen lief um eine weitere Biegung und da war sie: Godfrey’s Stamm-Taverne. Ein trauriger Abklatsch von einer Gastwirtschaft. Mit schräger, halboffener Tür, durch die die Betrunkenen heraustorkeln, wie sie es immer taten.

Sie verschwendete keine Zeit und trat ein.

Es dauerte einen Augenblick bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht der Taverne gewöhnt hatten. Es stank nach abgestandenem Bier und Schweiß, und als sie eintrat, wurde es plötzlich still. Die Augen von zwei Dutzend Männern richteten sich überrascht auf sie.

Da war sie, ein Mitglied der königlichen Familie, prachtvoll gekleidet und stürmte in einen Raum, der wahrscheinlich seit Jahren keinen Besen gesehen hatte. Sie marschierte auf einen großen Mann mit dickem Bauch zu, den sie als Akorth kannte. Er war einer von Godfrey’s Zechkumpanen.

„Wo ist mein Bruder?“, wollte sie wissen.

Doch Akorth, für gewöhnlich bester Stimmung und jederzeit für einen geschmacklosen Witz gut, überraschte sie. Er schüttelte nur kaum merklich den Kopf.

„Es sieht nicht gut aus, Mylady.“, sagte er grimmig.

„Was meinst du damit?“, beharrte sie. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Er muss ein schlechtes Bier gehabt haben.“, erklГ¤rte ein groГџer, hagerer Mann, den sie unter dem Namen Fulton kannte – ein weiterer GefГ¤hrte von Godfrey. „Er ist spГ¤t gestern Nacht schlafen gegangen und seither nicht aufgestanden.“

„Ist er am Leben?“, fragte sie voller Panik und ergriff Akorth’s Handgelenk.

„Kaum.“, antwortete dieser und senkte den Blick. „Er hatte eine raue Nacht. Er hat vor etwa einer Stunde aufgehГ¶rt zu sprechen.“

„Wo ist er?”, beharrte sie.

„Da hinten, meine Kleine.“, sagte der Wirt, und lehnte sich Гјber den Tresen mit einem grimmigen Grinsen auf dem Gesicht. „Hoffentlich nimmst du ihn mit. Ich habe keine Lust, eine Bierleiche in meinem Etablissement herumliegen zu haben.“

Gwen, überwältigt von seiner Dreistigkeit, derart mit ihr zu reden, beugte sich vor, zückte einen kleinen Dolch und hielt die Spitze an den Hals des Wirts.

Er schluckte und schaute sie schockiert an, als sich eine tödliche Stille in der Taverne ausbreitete.

„ZunГ¤chst einmal“, zischte sie. „ist dies hier kein Etablissement, sondern der traurige Abklatsch einer Kneipe. Eine, die ich von der kГ¶niglichen Garde dem Erdboden gleich machen lassen werde, solltest du es noch einmal wagen, derart mit mir zu sprechen. Du darfst mich kГјnftig mit Mylady ansprechen.“

Gwen war außer sich, und selbst überrascht vom Gefühl der Stärke, das sie plötzlich überkam. Sie hatte keine Ahnung, woher es kam.

Der Wirt schluckte.

„Mylady.“ wiederholte er.

Gwen hielt den Dolch still.

„Und Zweitens wird mein Bruder nicht sterben. Und schon gar nicht an einem Ort wie diesem. Selbst sein Leichnam wГјrde dieser Spelunke mehr Ehre erweisen, als jede lebende Seele die jemals hier eingekehrt ist. Doch sollte er sterben, sei versichert, dass du die Folgen tragen wirst.“

„Aber ich habe doch nichts falsch gemacht, Mylady!”, bettelte er. „Es hat das gleiche Bier getrunken, wie alle anderen auch!”

„Jemand muss es vergiftet haben", fГјgte Akorth hinzu.

„Es kГ¶nnte jeder gewesen sein", sagte Fulton.

Gwen senkte langsam ihren Dolch.

„Bring mich zu ihm. Sofort!", befahl sie.

Der Wirt senkte demГјtig seinen Kopf, drehte sich um, und eilte durch eine SeitentГјr hinter der Theke. Gwen folgte ihm auf den Fersen, und Fulton und Akorth begleiteten sie.

Gwen betrat das kleine Hinterzimmer der Taverne und hörte sie sich selbst nach Luft schnappen, als sie ihren Bruder Godfrey auf dem Rücken liegend am Boden sah. Er war blasser, als sie ihn je zuvor gesehen hatte. Er sah aus als wäre er dem Tod näher als dem Leben.

Es war alles wahr.

Gwen eilte an seine Seite, ergriff seine Hand und spürte, wie kalt und feucht sie war. Er reagierte nicht. Sein Kopf lag auf dem Boden, er war unrasiert und strähniges Haar klebte an seiner Stirn. Doch sie konnten seinen Puls fühlen. Wenn auch nur schwach, aber er hatte noch einen Puls. Sie sah auch wie sich sein Brustkorb mit jedem Atemzug hob. Er war am Leben.

Sie spürte eine plötzliche Wut in sich aufsteigen.

„Wie konntest du ihn nur so hier liegen lassen?", schrie sie den Wirt an. "Mein Bruder, ein Mitglied der kГ¶niglichen Familie, auf dem Boden liegend zum sterben allein gelassen wie ein Hund?“

Der Wirt schluckte und blickte sich nervös um.

„Was hГ¤tte ich sonst tun sollen, Mylady?“, fragte er und klang unsicher. „Das ist kein Spital. Jeder sagte, er sei so gut wie tot und – „

„Er ist nicht tot“, schrie sie. „Und ihr zwei“, fauchte sie und wandte sich Akorth und Fulton zu, „welche Art von Freunden seid ihr? HГ¤tte er euch so im Stich gelassen?“

Akorth und Fulton und tauschten einen bestГјrzten Blick aus.

„Vergebt mir“, sagte Akorth. „Der Arzt kam letzte Nacht und hat ihn sich angesehen. Er sagte, dass er sterben wГјrde – und dass es nur eine Frage der Zeit sei. Ich dachte nicht, dass wir irgendetwas hГ¤tten tun kГ¶nnen.“

„Wir sind fast die ganze Nacht bei ihm geblieben, Mylady.“, fГјgte Fulton hinzu. „Wir haben nur gerade eine kurze Pause gemacht, um unseren Kummer mit einem Bier herunterzuspГјlen, dann kamt Ihr und – „

WГјtend schlug sie den beiden die Humpen aus der Hand. Sie zerbrachen und Bier floss Гјber den Boden. Sie blickten sie schockiert an.

„Du greif seine Arme, du seine FГјГџe.“, befahl sie kalt, wГ¤hrend sie erneut ein GefГјhl der StГ¤rke in sich aufsteigen fГјhlte. „Ihr werdet ihn von hier weg tragen. Ihr werdet mir durch King’s Court zur Heilerin folgen. Mein Bruder wird eine Chance bekommen, wieder gesund zu werden. Ich werde ihn nicht dem Tod Гјberlassen, nur weil ein dГјmmlicher Scharlatan das behauptet.“

“Und du!”, fГјgte sie hinzu und wandte sich an den Wirt. „Sollte mein Bruder das hier Гјberleben – sollte er jemals an diesen Ort zurГјckkehren, und du ihm auch nur eines Bier servieren, dann werde ich dafГјr sorgen, dass du in den Kerker geworden wirst, und niemals wieder auch nur einen FuГџ nach drauГџen setzten wirst!“

Der Wirt wand sich auf der Stelle und senkte den Kopf.

„Und nun bewegt euch!“, schrie sie.

Akorth und Fulton zuckten zusammen und taten wie ihnen geheißen wurde. Gwen eilte aus dem Zimmer und hinaus aus der Taverne ans Tageslicht, dicht gefolgt von den beiden Männern, die ihren Bruder trugen.

Sie eilten durch die geschäftigen Gassen von King’s Court in Richtung der Heilerin, und Gwen betete, dass es nicht zu spät sei.




KAPITEL DREI


Thor galoppierte über das staubige Gelände der äußeren Bereiche von King’s Court, Reece, O’Connor, Elden und die Zwillinge an seiner Seite. Krohn, Kendrick, Kolk, Brom und Truppen der Legion und der Silver ritten ebenfalls mit ihm. Eine große Armee, die bereit war, sich den McClouds entgegenzustellen. Sie ritten zusammen, bereit die Stadt zu verteidigen. Der Klang der Hufe war ohrenbetäubend – wie das Grollen des Donners.

Sie waren den ganzen Tag schon geritten, und die zweite Sonne stand bereits lange am Himmel. Thor konnte kaum glauben, dass er mit diesen großen Kriegern seiner ersten großen militärischen Mission entgegen ritt. Er spürte, dass sie ihn als einen der ihren akzeptiert hatten.

Tatsächlich waren alle Einheiten der Reserve zum Dienst gerufen worden, und seine Waffenbrüder ritten neben ihm. Die Zahl der Mitglieder der Legion wurden von den tausenden von Soldaten der Armee des Königs in den Schatten gestellt, doch Thor fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben als Teil von etwas, das weit grösser war, als er selbst.

Thor spürte ein Gefühl des Zielbewusstseins, das ihn antrieb. Er fühlte sich gebraucht. Seine Landsleute wurden von den McClouds belagert, und es fiel seiner Armee zu, sie zu befreien, sein Volk vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren. Die Bedeutung von dem, was sie im Begriff waren zu tun, lastete schwer auf seinen Schultern – doch er fühlte sich lebendig wie nie zuvor.

Thor fühlte sich sicher in Gegenwart all dieser Männer, doch er konnte sich eines Gefühls der Angst nicht entledigen: dies war eine Armee echter Männer, doch das hieß auch, dass sie sich echten Männern im Kampf stellen würden. Echten, abgehärteten Kriegern. Dieses Mal ging es um Leben und Tod, und es stand mehr auf dem Spiel als jemals zuvor. Während er ritt, griff er instinktiv nach seiner alten und vertrauten Schleuder und dem neuen Schwert. Das beruhigte ihn.

Er fragte sich, ob es am Ende dieses Tages mit Blut befleckt sein wГјrde. Oder ob er vielleicht selbst verletzt sein wГјrde.

Als sie um eine Biegung ritten, und am Horizont zum ersten Mal die belagerte Stadt in den Blick kam, stießen die Männer plötzlich einen lauten Schrei aus, lauter noch als das Schlagen der Hufe der Pferde. Schwarzer Rauch stieg in dichten Wolken von der Stadt auf, und die Armee der MacGils gab den Pferden die Sporen, damit sie sie noch schneller zur Stadt trugen. Auch Thor gab seinem Pferd die Sporen und versuchte mit den anderen mitzuhalten, während alle ihre Schwerter zogen und mit erhobenen Waffen und tödlicher Absicht auf die Stadt zuritten.

Die Gewaltige Armee teilte sich in kleinere Gruppen auf, und in Thors Gruppe ritten zehn Soldaten. Angehörige der Legion und seine Freunde, und einige Jungen, die er nicht kannte. An ihrer Spitze ritt ein hochrangiger Offizier der Armee des Königs, ein Soldat den die anderen Forg nannten. Ein großer, drahtiger Mann von schlanker Statur, mit pockennarbiger Haut, kurzen, grauen Haaren und dunklen Augen, die in tiefen Höhlen lagen. Die einzelnen Gruppen schwärmten nun in alle Richtungen aus.

„Ihr da, folgt mir!“, befahl er, und bedeutete mit seinem Stab Thor und den anderen ihm zu folgen.

Thors Gruppe folgte dem Befehl und ritt Forg hinterher. Sie entfernten sich von der Masse der Armee und folgten ihm. Thor blickte zurГјck und bemerkte, dass sich seine Gruppe weiter von den Anderen entfernt hatte, als die Гјbrigen Gruppen, und gerade als sich Thor fragte, wo Forg sie hinfГјhren wГјrde, rief dieser:

„Wir werden eine Position an der Flanke der McClouds einnehmen!“

Thor und die anderen wechselten nervöse und aufgeregte Blicke, während sie sich weiter aus der Sichtweite der übrigen Armee entfernten.

Bald schon erreichten sie neues Terrain und verloren die Stadt völlig aus den Augen. Thor war auf der Hut, doch es gab nirgends ein Zeichen von McClouds Armee. Schließlich hielt Forg sein Pferd in einem kleinen Hain im Schatten eines kleinen Hügels an. Die anderen blieben dicht hinter ihm stehen.

Thor und seine Freunde blickten Forg an und fragten sich, warum er angehalten hatte.

„Diesen HГјgel hier zu halten ist unsere Mission.“, erklГ¤rte Forg. „Ihr seid alle noch junge Krieger, und wir wollen euch die Hitze des Gefechts ersparen. Ihr werdet diese Position hier halten, wГ¤hrend der Hauptteil unserer Armee die Stadt durchkГ¤mmt und McClouds Armee konfrontiert. Es ist unwahrscheinlich, dass McClouds Krieger hierher kommen, und ihr werdet hier weitestgehend sicher sein. Nehmt eure Positionen um den HГјgel ein und bleibt hier, bis ihr neue Befehle erhaltet. Bewegt euch!“

Forg gab seinem Pferd die Sporen und stürmte den Hügel hinauf; Thor und die anderen taten es ihm nach. Die kleine Gruppe ritt über die staubige Ebene und hinterließ eine Wolke. Thor konnte niemanden ausmachen, soweit sein Auge reichte. Er war zutiefst enttäuscht, dass er nicht an der Schlacht teilnehmen sollte. Warum nur wurden sie so geschützt?

Je weiter sie ritten, desto Stärker wurde Thors Gefühl des Unbehagens. Er konnte es nicht einordnen, doch sein sechster Sinn sagte ihm, dass etwas nicht stimmte.

Als sie sich der Spitze des Hügels näherten, auf dem ein kleiner alter Wachturm stand, ein kleines Türmchen, das aussah als hätte man es schon vor langer Zeit aufgegeben, befahl im seine innere Stimme sich umzudrehen. Als er es tat, sah er Forg.

Thor war überrascht zu sehen, dass Forg allmählich hinter die Gruppe zurückgefallen war, und immer mehr Abstand zwischen sich und der Gruppe ließ. Und während Thor ihn beobachtete, drehte Forg sein Pferd herum, gab ihm ohne Vorwarnung die Sporen und ritt in entgegengesetzte Richtung davon.

Thor verstand nicht, was geschah. Warum hatte Forg sie so plötzlich verlassen?

Neben ihm winselte Krohn.

Gerade als Thor anfing zu verarbeiten, was geschah, erreichten Sie die Spitze des HГјgels und den alten Wachturm, in der Erwartung, nichts als Г–dland vor sich zu sehen. Doch die kleine Gruppe brachte ihre Pferde zu einem abrupten Halt. Sie saГџen da, starr vor Schreck angesichts dessen, was sich vor ihnen auftat.

Dort vor ihnen wartete die gesamte Armee der McClouds.

Sie waren in eine Falle gefГјhrt worden.




KAPITEL VIER


Gwendolyn eilte durch die verwinkelten Gassen von King’s Court. Akorth und Fulton trugen Godfrey hinter ihr her, während sie sich einen Weg durch das gemeine Volk bahnte. Sie war fest entschlossen, die Heilerin so schnell wie nur irgendwie möglich zu erreichen.

Godfrey durfte nicht sterben. Nicht nach allem was sie gemeinsam durchgemacht hatten. Und schon gar nicht so! Sie konnte Gareths selbstzufriedenes Grinsen fast vor sich sehen, wenn er die Nachricht von Godfreys Tod erhalten würde. Sie war fest entschlossen, den Ausgang dieser Geschichte zu ändern. Sie wünschte nur, dass sie ihn früher gefunden hätte.

Als Gwen um die Ecke bog, und quer über den Hauptplatz lief, wurden die Menschenmassen besonders dicht. Sie blickte auf und sah Firth, wie er noch immer am Galgen hing, die Schlinge um seinen Hals, damit das gemeine Volk etwas zu gaffen hatte. Instinktiv wandte sie den Blick ab. Es war ein grauenvoller Anblick. Eine Erinnerung an die Bosheit ihres Bruders. Sie hatte das Gefühl, ihm nicht entkommen zu können, egal wohin sie sich wandte.

Es war seltsam zu denken, dass sie erst gestern mit Firth gesprochen hatte – und nun hing er dort. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie vom Tod umringt war – und dass er auch sie holen würde.

So sehr sich Gwen auch abwenden und einen anderen Weg wählen wollte, wusste sie doch, dass der Weg quer über den Platz der kürzeste war. Und sie würde vor ihren Ängsten nicht klein beigeben! Sie zwang sich direkt am Galgen vorbeilaufen, direkt vorbei an Firth’ totem Körper. Als sie vorbeilaufen wollte, war sie überrascht, als sich der königliche Scharfrichter in seiner schwarzen Robe vor ihr aufbaute.

Zuerst dachte sie, dass er nun auch sie töten würde – bis er sich vor ihr verneigte.

„Mylady“, sagte er bescheiden, und senkte den Kopf in Ehrerbietung. „Es gibt noch keinen kГ¶niglichen Befehl, was mit dem Leichnam geschehen soll. Ich habe noch keine Weisung erhalten, ob er ein ordentliches BegrГ¤bnis erhalten, oder ich ihn in ein Massengrab werfen soll.“

Gwen hielt inne, ärgerlich darüber, dass diese Entscheidung ihr aufgebürdet werden sollte; Akorth und Fulton blieben neben ihr stehen. Sie blickte nach oben, blinzelte der Sonne entgegen, und schaute zu Firth� Körper, den nur wenige Meter neben ihr vom Galgen hing.

Sie war im Begriff weiterzulaufen und den Scharfrichter zu ignorieren, als ihr etwas einfiel. Sie wollte Gerechtigkeit fГјr ihren Vater.

“Wirf ihn in ein Massengrab.”, sagte sie. „Nicht markiert. Und gebt ihm keine Bestattungsriten. Ich will, dass sein Name von den Annalen der Geschichte vergessen wird.“

Er neigte seinen Kopf in Anerkennung, und sie spürte ein leises Gefühl der Bestätigung. Immerhin war Firth einer der Männer, die ihren Vater umgebracht hatten. Während sie die Demonstration von Gewalt verabscheute, vergoss sie nicht eine einzige Träne für Firth. Sie konnte den Geist ihres Vaters in sich spüren – stärker als jemals zuvor. Und spürte, wie ein Gefühl des Friedens von ihm ausging.

„Und noch etwas“, fГјgte sie hinzu und unterbrach den Henker. „Nimm den Leichnam jetzt vom Galgen.“

„Jetzt, Mylady?“, fragte der Scharfrichter. „Aber der KГ¶nig hat befohlen, ihn auf unbestimmte Zeit hier hГ¤ngen zu lassen.“

Gwen schГјttelte den Kopf.

„Jetzt“, wiederholte sie. “Das ist dein neuer Befehl.”, erklГ¤rte sie.

Der Henker verneigte sich vor ihr und eilte davon, um den Leichnam loszuschneiden.

Gwen spürte einen Anflug von Genugtuung. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass Gareth im Laufe des Tages aus dem Fenster nach Firth Leichnam sehen würde. Seine Beseitigung würde ihn rasend machen vor Wut, und als kleine Erinnerung dienen, dass nicht immer alles nach Plan verläuft.

Sie war gerade im Begriff weiterzugehen, als sie einen markanten Schrei hörte. Sie blieb stehen, drehte sich um und sah hoch auf dem Galgen sitzend Estopheles, den Falken. Sie hob die Hand, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen. Gwen wollte sich versichern, dass ihre Augen ihr nicht einen Streich spielten. Estopheles schrie wieder und schlug mit den Flügeln. Sie konnte spüren, dass der Vogel den Geist ihres Vaters in sich trug. Seine Seele, so rastlos, war dem Frieden ein Stückchen näher.

Gwen hatte plötzlich eine Idee; sie pfiff und streckte einen Arm aus, und Estopheles stürzte sich vom Balken herab und landete auf Gwens Handgelenk. Der Vogel war schwer und die Krallen gruben sich in Gwens Haut.

„Flieg zu Thor“, flГјsterte sie dem Vogel zu. „Finde ihn auf dem Schlachtfeld, und beschГјtze ihn. FLIEG!“, rief sie und hob ihren Arm.

Sie beobachtete, wie Estopheles mit den Flügeln schlug und sich höher und immer höher in die Luft erhob. Sie betete, dass er funktionieren würde. Der Vogel hatte etwas Geheimnisvolles an sich, besonders in seiner Verbindung zu Thor, und Gwen wusste, dass alles möglich war.

Sie eilten weiter durch die verwinkelten Gassen in Richtung des Hauses der Heilerin. Sie kamen durch eines von mehreren Bogentoren auf dem Weg heraus aus der Stadt, und sie lief so schnell sie nur konnte, betend, dass Godfrey lange genug durchhalten wГјrde, bis sie die Heilerin erreichten.

Die zweite Sonne hing tief am Himmel als sie den kleinen Hügel am Rande von King’s Court erklommen und das Häuschen der Heilerin in Sicht kam. Es war ein einfaches Haus mit nur einem Raum, weißen Wänden aus Lehm, einem kleinen Fenster auf jeder Seite und einer niedrigen oben abgerundeten Eichenholztüre an der Vorderseite. Vom Dach hingen Pflanzen in jeder nur erdenklichen Farbe und Sorte. Sie umrahmten das Häuschen, das von einem ausgedehnten Kräutergarten umgeben wurde. Pflanzen jeder Farbe und Größe erweckten den Eindruck, dass das Häuschen inmitten einer Gärtnerei erbaut worden war.

Gwen rannte zur TГјr und schlug mehrere Male mit dem Klopfer dagegen.

Die Türe öffnete sich, und vor ihr erschien das erschrockene Gesicht der Heilerin Illepra. Sie war ihr Leben lang die Heilerin der königlichen Familie, und ein fester Bestandteil in Gwens Leben gewesen, solange sie denken konnte. Doch Illepra sah immer noch jung aus. In der Tat wirkte sie kaum älter als Gwen. Ihre Haut leuchtete, ihre gütigen grünen Augen strahlten, und sie wirkte kaum älter als 18 Jahre. Gwen wusste genau, dass ihr Aussehen täuschte und sie weitaus älter war als das. Und sie wusste auch, dass Illepra eine der intelligentesten und talentiertesten Menschen war, denen sie jemals begegnet ist.

Illepra’s Blick wanderte zu Godfrey, während sie die gesamte Szene auf einmal aufnahm. Sie ließ die Förmlichkeiten aus, und ihre Augen weiteten sich mit Besorgnis, als sie die Dringlichkeit der Situation erkannte. Sie eilte an Gwen vorbei an Godfrey’s Seite und legte die Hand auf seine Stirn. Ihre Miene verdunkelte sich.

„Bringt in hinein.“, wies sie die beiden anderen MГ¤nner hastig an. „Und macht schnell.“

Illepra ging wieder ins Haus und Г¶ffnete die TГјre weiter. Akorth und Fulton folgten ihr auf dem FuГџe. Gwen kam hinterher und schloss die TГјre hinter sich.



Es war dämmerig im Haus, und ihre Augen brauchten einen Moment, um sich anzupassen. Als sie es taten, erschien das Häuschen genau so, wie sie es seit ihrer Kindheit in Erinnerung hatte: klein, hell, sauber und voll mit Pflanzen, Kräutern und Tränken jeder nur erdenklichen Sorte.

„Legt ihn bitte hier hin.“, wies Illepra die MГ¤nner an. So ernst hatte sie Gwen noch nie zuvor gehГ¶rt. „Auf das Bett in der Ecke. Zieht ihm das Hemd und die Schuhe aus. Und dann verlasst uns.“

Akorth und Fulton taten, wie ihnen geheißen wurde. Als sie aus der Türe eilten, ergriff Gwen Akorth’s Arm.

„Steht Wache vor der TГјr.“, befahl sie. „Wer auch immer letzte Nacht versucht hat Godfrey zu tГ¶ten, wird vielleicht noch einmal versuchen in umzubringen. Oder mich.“

Akorth nickte und er und Fulton verlieГџen das Haus und schlossen die TГјr hinter sich.

„Wie lange ist er schon so?“, fragte Illepra ohne Gwen auch nur anzusehen wГ¤hrend sie an Godfrey’s Seite kniete und begann, sein Handgelenk, seinen Bauch und seine Kehle abzutasten.

„Seit letzter Nacht.“, antwortete Gwen.

„Seit letzter Nacht!“, echote Illepra und schГјttelte besorgt den Kopf. Sie untersuchte ihn lange stumm und ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich.

„Es steht nicht gut um ihn.“, sagte sie schlieГџlich.

Sie legte eine Hand auf seine Stirn und dieses Mal schloss sie dabei die Augen, atmete langsam. Gwen kam es wie eine Ewigkeit vor. Eine tiefe Stille durchdrang den Raum, und Gwen begann, ihr ZeitgefГјhl zu verlieren.

„Gift“, flГјsterte Illepra schlieГџlich, die Augen noch immer geschlossen, als ob sie seinen Zustand alleine durch die BerГјhrung ihrer Hand lesen kГ¶nnte.

Gwen hatte schon immer ihre Fähigkeiten bestaunt; nicht ein einziges Mal war sie falsch gelegen, solange sich Gwen erinnern konnte.

Sie hatte mehr Leben gerettet, als manche Armee genommen hatte. Gwen fragte sich, ob sie die Fähigkeiten erlernt, oder in die Wiege gelegt bekommen hatte; Denn auch Illepra’s Mutter war eine Heilerin gewesen, genauso wie auch deren Mutter zuvor. Und dennoch hatte Illepra jede wache Minute ihres Lebens damit verbracht, die Heilkunst zu studieren.

„Ein sehr starkes Gift.“, fГјgte Illepra hinzu, selbstbewusster. „Eines, das mir nur selten begegnet. Es ist teuer. Wer versucht hat, ihn zu tГ¶ten, wusste was er tat. Es ist fast unglaublich, dass er noch am Leben ist. Er muss viel stГ¤rker sein, als es den Anschein hat.“

„Das hat er von unserem Vater“, sagte Gwen. „Er hatte die ZГ¤higkeit eines Stieres. Alle McGil KГ¶nige waren so.“

Illepra durchquerte den Raum und begann, verschiedene Kräuter auf einem Holzblock zu mischen. Sie zerkleinerte und mahlte sie und fügte eine Flüssigkeit hinzu. Das Ergebnis war eine zähe grüne Paste, die sie dick auf Godfrey’s Hals, unter seinen Armen und auf seiner Stirn auftrug. Als sie fertig war, ging sie wieder auf die andere Seite des Raumes und füllte mehrere farbige Flüssigkeiten in ein Trinkgefäß. Sie waren rot, braun und violett.

Als sie sich vermischten, zischte und blubberte der Trank. Sie rührte ihn mit einem langen hölzernen Löffel, dann eilte sie zurück zu Godfrey und tropfte etwas davon auf seine Lippen.

Godfrey rührte sich nicht; Illepra griff unter seinen Kopf und hob ihn mit ihrer Hand an, um die Flüssigkeit in seinen Mund zu träufeln. Das meiste davon lief seitlich heraus und über seine Wangen, doch er schluckte auch ein wenig.

Illepra tupfte die FlГјssigkeit von seinem Gesicht, lehnte sich endlich zurГјck und seufzte.

„Wird er leben?“, fragte Gwen panisch.

„Vielleicht.“, antwortete Illepra dГјster. “Ich habe ihm alles verabreicht, was ich gegen das Gift habe. Aber das ist nicht genug. Sein Leben liegt in den HГ¤nden des Schicksals.“

“Was kann ich tun?”, fragte Gwen.

Sie wandte sich Gwen zu und blickte sie ernst an.

„Bete fГјr ihn. Es wird eine lange Nacht werden.“




KAPITEL FГњNF


Kendrick hatte noch nie zuvor so sehr geschätzt was Freiheit – wahre Freiheit – bedeutete. Bis zu diesem Tag. Die Zeit, die er eingesperrt in einem Kerker verbracht hatte, hatte seine Sicht des Lebens verändert. Nun schätzte er jedes noch so kleine Ding – das Gefühl der Sonne, den Wind im Haar, einfach draußen zu sein. Auf seinem Pferd zu reiten, die Erde unter den Hufen vorbeischnellen zu spüren, wieder in einer Rüstung zu stecken, seine Waffen zurückzuhaben und mit seinen Waffenbrüdern zu reiten ließen ihn fühlen, als wäre er aus einer Kanone geschossen worden – sorglos wie nie zuvor.

Kendrick galoppierte, lehnte sich flach in den Wind, sein enger Freund Atme an seiner Seite. So dankbar, für seine Brüder kämpfen zu dürfen, nicht noch eine Schlacht zu verpassen, und begierig, seine Heimatstadt von den McClouds zu befreien und sie für die Invasion zur Rechenschaft zu ziehen. Er ritt mit einem kaum stillbaren Drang zum Blutvergießen, obwohl er genau wusste, dass das eigentliche Ziel seines Zorns nicht die McClouds waren, sondern sein Bruder Gareth.

Er würde ihm niemals verzeihen, dass er ihn dafür in den Kerker geworfen hatte, dass er ihn beschuldigt hatte, seinen Vater umgebracht zu haben. Dafür, dass er ihn vor allen seinen Männern hatte wegschleppen lassen – und dafür, dass er versucht hatte, ihn umzubringen. Kendrick wollte Rache an Gareth – aber da er die nicht haben konnte – zumindest nicht heute – würde er seinen Zorn an den McClouds auslassen.

Doch wenn Kendrick nach King’s Court zurückkehren würde, dann würde er sich der Dinge annehmen. Er würde tun was er konnte, um seinen Bruder abzusetzen und seine Schwester Gwendolyn als neue Herrscherin einzusetzen.

Sie näherten sich der geplünderten Stadt, und riesige schwarze Rauchschwaden, die Kendrick’s Lungen mit beißendem Rauch füllten, zogen ihnen entgegen.

Es schmerzte ihn, eine Stadt der MacGils so zu sehen. Wenn sein Vater noch am Leben gewesen wäre, und wenn Gareth nicht nach ihm den Thron bestiegen hätte, wäre das nie passiert.

Es war eine Schande, ein Fleck auf der Ehre der MacGils und der Silver. Kendrick betete, dass sie nicht zu spät kamen, um diese Menschen zu retten; dass die McClouds nicht schon zu lange da waren, und dass nicht zu viele Menschen verletzt oder getötet worden waren.

Er gab seinem Pferd die Sporen, ritt vor den anderen her, während sie alle einem Bienenschwarm gleich auf das offene Stadttor zuritten. Sie stürmten hindurch. Kendrick zog sein Schwert und bereitete sich darauf vor, einer Vielzahl von McCloud Kriegern zu begegnen, als sie in die Stadt ritten. Er stieß einen lauten Schrei aus, genauso wie alle anderen Männer um ihn herum, und wappnete sich für den Zusammenstoß.

Doch als er durch das Tor auf den staubigen Hauptplatz zuritt, war er ratlos Гјber das, was er sah: Nichts.

Um ihn herum konnte er die Zeichen einer Invasion sehen – Zerstörung, Feuer, geplünderte Häuser, aufgetürmte Leichen, zusammengekauerte weinende Frauen. Er sah getötete Tiere und Blut an den Wanden der Häuser. Es muss ein Massaker gewesen sein. Die McClouds hatten diese unschuldige Stadt und ihre Bevölkerung verwüstet. Der Gedanke daran ließ Kendrick übel werden. Sie waren Feiglinge!

Doch was Kendrick sprachlos machte als er durch die Stadt ritt war, dass die McClouds nirgendwo zu sehen waren. Er konnte es nicht verstehen. Es war, als ob sich ihre ganze Armee bewusst zurückgezogen hätte. Als ob sie gewusst hatten, dass sie kommen würden. Die Feuer brannten noch und es war klar, dass sie nicht ohne einen Zweck angezündet worden waren.

Es begann Kendrick klar zu werden, dass das alles nur eine Ablenkung gewesen war. Dass die McClouds die Armee der MacGils ganz bewusst an diesen Ort gelockt hatten.

Doch warum?

Kendrick fuhr herum, blickte sich um, um zu sehen, ob einer seiner Männer fehlte. Ob jemand vielleicht woanders hin gelockt worden war. Sein Verstand wurde von einem neuen Gefühl überwältigt. Dem Gefühl, dass all das nur dem einen Zweck gedient hatte, eine Gruppe seiner Männer vom Rest abzuschneiden, und sie anzugreifen. Er sah sich überall um, und fragte sich, wer fehlte.

Und dann traf es ihn. Eine Person fehlte. Sein Knappe.

Thor.



.




KAPITEL SECHS


Thor saß auf seinem Pferd auf dem Hügel, die Gruppe der Legionäre und Krohn neben ihm, und schaute auf den verblüffenden Anblick, der sich vor ihnen auftat, herab:

So weit das Auge reichte sah er McCloud’s berittene Truppen.

Eine riesige Armee erwartete sie.

Sie waren in eine Falle gelockt worden. Forg musste sie genau zu dem Zweck hierher gefГјhrt haben. Er hatte sie verraten.

Doch warum?

Thor schluckte schwer, und blickte dem scheinbar sicheren Tod entgegen.

Ein schrecklicher Schlachtruf stieg auf, als die Armee plötzlich auf sie zustürzte. Sie waren nur wenige hundert Meter entfernt und näherten sich schnell. Thor warf einen Blick über seine Schulter, aber da war soweit er sehen konnte keine Verstärkung. Sie waren vollkommen auf sich alleine gestellt.

Thor wusste, dass ihnen keine andere Wahl blieb, als hier ihr letztes Gefecht zu bestreiten. Hier auf dem kleinen HГјgel im Schatten des verlassenen Wachturms.

Ihnen stand eine unglaubliche Zahl von Feinden gegenГјber, und sie hatten nicht die geringste Chance auf einen Sieg.

Doch wenn sie untergehen sollten, dann wenigstens tapfer kämpfend von Angesicht zu Angesicht. Die Legion hatte ihn das gelehrt. Weglaufen war keine Option. Thor bereitete sich darauf vor, sich dem Tod zu stellen.

Er wandte sich um und sah die Gesichter seiner Freunde. Er konnte sehen, dass auch sie blass vor Angst waren. Er sah den Tod in ihren Augen. Doch alle blieben tapfer. Nicht einer von ihnen zuckte auch nur, als ihre Pferde anfingen nervös zu tänzeln, oder machte Anstalten, umzudrehen und davonzureiten.

Sie war jetzt eine Einheit. Sie waren mehr als Freunde. Die Hundert hatten sie zu BrГјdern geschmiedet. Nicht einer von ihnen wГјrde auch nur daran denken, den anderen im Stich zu lassen. Sie alle hatten den Eid geschworen, und ihre Ehre stand auf dem Spiel. Und fГјr die Legion war Ehre heiliger als Blut.

„Meine Herren. Ich glaube wir haben einen Kampf vor uns”, verkГјndete Reece langsam, als er nach seinem Schwert griff.

Thor griff nach seiner Schleuder und wollte so viele wie möglich ausschalten, bevor sie sie erreichen konnten. O’Connor zückte seinen kurzen Speer während Elden seinen Wurfspieß aufrichtete. Conval erhob seinen Wurfhammer und Conven seine Dolche. Die anderen Jungen aus der Legion, die Thor nicht kannte, zogen ihre Schwerter und hoben die Schilde. Thor konnte die Angst in der Luft spüren, und er spürte sie selbst, als das Donnern der Hufe anschwoll und der Klang der Schreie der McClouds lauter und lauter wurde, als wollte ein Gewittersturm über sie hereinbrechen.

Thor wusste, sie brauchten eine Strategie. Aber er wusste nicht welche.

Neben Thor knurrte Krohn. Thor ließ sich von Krohns Furchtlosigkeit inspirieren: Er jammerte nie und drehte sich nicht ein einziges Mal um. In der Tat stellten sich die Haare auf seinem Rücken auf und er bewegte sich langsam vorwärts. Als ob er sich der Armee alleine stellen wollte. Thor wusste, dass er in Krohn einen wahren Kampfgefährten gefunden hatte.

„Glaubst du, die anderen werden kommen, um uns zu unterstГјtzen?“, fragte O’Connor.

“Nicht rechtzeitig”, antwortete Elden. “Forg hat uns in eine Falle geführt.”

„Doch warum?“, fragte Reece.

„Ich weiГџ es nicht.“, antwortete Thor und machte mit seinem Pferd einen Schritt nach vorn. „Aber ich habe das ungute GefГјhl, dass es etwas mit mir zu tun hat. Ich fГјrchte, jemand will mich tot sehen.“

Thor konnte spГјren, wie sich die anderen ihm zuwandten.

„Warum?“, fragte Reece.

Thor zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht sicher, aber er hatte eine Ahnung, bei all den Machenschaften am Hof des Königs, dass es etwas mit der Ermordung von MacGil zu tun hatte. Wahrscheinlich war es Gareth. Vielleicht sah er Thor als eine Bedrohung an.

Thor fühlte sich schrecklich dafür, seine Waffenbrüder in Gefahr gebracht zu haben. Doch es gab nichts, was er hätte tun können. Alles was er nun tun konnte, war zu versuchen, sie zu verteidigen.

Thor hatte genug. Er schrie, trat sein Pferd und brach im Galopp nach vorne, vor alle anderen aus. Er würde nicht warten, bis diese Armee auf ihn zukam. Er würde nicht auf den Tod warten. Er würde die ersten Schläge einstecken, vielleicht sogar einige von seinen Waffenbrüdern ablenken können, und ihnen eine Chance geben, umzudrehen und davonzureiten, sollten sie sich dazu entschließen. Wenn er schon auf sein sicheres Ende blickte, dann wollte er auch furchtlos drauf zu reiten. Mit Ehre.

Innerlich zitterte er vor Angst, weigerte sich aber, es zu zeigen. Thor galoppierte weiter und weiter vor den anderen her, den HГјgel hinab in Richtung der vorrГјckenden Armee. Neben ihm rannte Krohn.

Thor hörte einen Schrei hinter ihm, seine Waffenbrüder versuchten aufzuholen. Sie waren kaum 20 Meter entfernt und galoppierten hinter ihm her, einen Schlachtruf auf den Lippen. Thor blieb vor ihnen, doch es fühlte sich gut an ihre Unterstützung hinter sich zu wissen.

Vor Thor brach eine Einheit von ungefähr 50 Kriegern aus den Linien der McCloud’schen Armee aus und ritt direkt auf ihn zu.

Sie waren knapp 100 Meter vor ihm und kamen schnell näher. Thor nahm einen Stein, holte mit seiner Schleuder aus, zielte und schleuderte. Er zielte auf den Anführer, einen großen Mann mit einer silbernen Brustplatte, und sein Wurf war perfekt. Er traf ihn am Halsansatz, genau zwischen den Platten der Rüstung, und der Mann fiel vor allen anderen zu Boden.

Während er fiel, fiel sein Pferd mit ihm, und ein Dutzend Pferde türmte sich hinter ihm auf und warf die Reiter mit dem Gesicht voran zu Boden.

Bevor sie reagieren konnten, platzierte Thor einen weiteren Stein, lehnte sich zurück und schleuderte erneut. Wieder enttäuschte seine Zielgenauigkeit nicht. Er traf einen der Anführer an der Schläfe und warf ihn seitlich vom Pferd – auf mehrere andere Krieger, die zu Boden gingen wie Dominosteine.

Während Thor ritt, surrte ein Speer an seinem Kopf vorbei, dann eine Wurflanze und ein Wurfhammer. Und er wusste, dass seine Legionsbrüder ihn unterstützten. Ihr Ziel war kein geringeres als seines, und ihre Waffen nahmen McCloud’s Krieger mit tödlicher Präzision. Einige fielen vom Pferd und rissen andere mit sich.

Thor war begeistert zu sehen, dass es ihnen bereits gelungen war, dutzende von McCloud’s Kriegern auszuschalten, einige von ihnen mit direkten Treffern, doch die meisten waren durch Kettenreaktionen von fallenden Kriegern und stolpernden Pferden zu Boden gerissen worden. Die Voraus-Einheit von 50 Mann war nun am Boden, unter einer Wolke von Staub.



Doch die Armee der McClouds war stark, und jetzt waren sie an der Reihe, sich zu wehren. Als Thor bis auf 30 Meter an sie herankam, warfen einige ihre Waffen in seine Richtung. Ein Wurfhammer flog direkt auf sein Gesicht zu, und Thor duckte sich im letzten Moment, so dass das Geschoss sein Ohr nur um Zentimeter verfehlte. Ein Speer kam genauso schnell geflogen, und er duckte sich in die andere Richtung. Dies Spitze verfehlte ihn nur knapp, kratzte jedoch zum GlГјck nur an seiner RГјstung. Ein Wurfspeer flog aus derselben Richtung auf sein Gesicht zu, Thor hob seinen Schild und konnte auch ihn abwehren. Der Speer blieb in seinem Schild stecken und Thor griff danach, zog ihn heraus, und warf ihn zurГјck nach dem Angreifer.

Wieder zielte Thor gut, und der Speer bohrte sich in die Brust des fremden Kriegers – durch das Kettenhemd. Mit einem Aufschrei stürzte er vom Pferd und war tot, noch bevor er auf dem Boden aufschlug. Thor ritt weiter wie besessen. Er stürmte mitten unter die feindliche Armee, in ein Meer von Soldaten, bereit dem Tod entgegenzutreten. Er hob sein Schwert und schrie einen Schlachtruf und seine Waffenbrüder hinter ihm taten es ihm nach.

Das war der erwartete ZusammenstoГџ.

Ein riesiger Krieger stürzte mit erhobener Axt auf Thor zu, und ließ sie mit Wucht in Richtung seines Kopfes hinunterfahren. Thor duckte sich in letzter Sekunde. Die Klinge verfehlte ihn knapp und traf dafür einen vorbeireitenden Krieger in den Bauch, der mit einem Schmerzensschrei vom Pferd fiel. Während er fiel, ließ er seine eigene Streitaxt los, und während sie Thor verfehlte, traf sie das Pferd eines anderen McCloud Kriegers. Es bäumte sich auf und warf seinen Reiter auf mehrere andere.

Thor ritt weiter in eine riesige Wolke von McCloud’s Männern. Hundert von ihnen. Er schlug und hieb sich seinen Weg hindurch, während einer nach dem anderen sein Schwert, seine Axt oder Keule nach ihm schwang. Mit seinem Schild wehrte er sie ab, duckte sich, schlug zurück und galoppierte weiter. Er war einfach zu schnell und zu flink für seine schwerfälligen Gegner. Das hatten sie nicht erwartet. Als riesige dicht aufgestellte Armee konnten sie nicht schnell genug manövrieren, um ihn aufzuhalten. Er hörte das Zusammenprallen von Metall überall um ihn herum, Schläge hagelten aus allen Richtungen auf ihn herab. Er wehrte sie mit seinem Schild oder seinem eigenen Schwert ab, doch er konnte nicht allen ausweichen.

Ein Schwerthieb streifte ihn hart an der Schulter und er schrie vor Schmerz auf. Das Blut lief. Zum Glück war die Wunde doch nicht tief und hielt ihn nicht davon ab, weiter zu kämpfen. Thor kämpfte beidhändig. Er war umgeben von McCloud’s Kriegern und bald spürte er, wie die Angriffe auf ihn weniger wurden. Seine Waffenbrüder hatten ihn erreicht, und kämpften nun Seite an Seite mit ihm. Die Lautstärke des Kampfgeschehens schwoll weiter an. Schwerter krachten auf Schilde herab, Speere durchbohrten Rüstungen. Die kämpften mit allen Mitteln. Schreie ertönten auf beiden Seiten. Die jungen Krieger der Legion hatten den Vorteil, dass sie eine weitaus kleinere und beweglichere Gruppe bildeten.

Die Zehn schlugen und kämpften ihren Weg durch eine riesige schwerfällige Armee. Das Gelände formte einen Engpass, sodass nicht alle McCloud Krieger sie auf einmal erreichen konnten.

Thor fand sich meist im Kampf gegen zwei Männer gleichzeitig, manchmal sogar drei, doch selten mehr. Und seine Brüder hinter ihm beschützten ihn vor Angreifern, die ihm in den Rücken fallen wollten.

Als ein Krieger Thor in einer unaufmerksamen Sekunde attackierte und seine Keule in Richtung von Thors Kopf schwang, knurrte Krohn und stГјrzte dazwischen. Er sprang hoch in die Luft, ergriff das Handgelenk des Feindes, und riss es mit seinem starken Kiefer ab. Blut spritzte Гјberall und zwang die Soldaten die Richtung zu wechseln.



Alles geschah wie in einem Nebel als Thor kämpfte und um sich schlug und in alle Richtungen parierte, jede Unze seiner Fähigkeiten nutzend, um sich zu verteidigen, anzugreifen, seine Brüder und sich selbst zu schützen.

Instinktiv rief er das, was er in den nicht enden wollenden Tagen seiner Ausbildung gelernt hatte, ab. Alles fГјhlte sich vollkommen natГјrlich an.

Sie hatten ihn gut ausgebildet und er konnte das, was er gelernt hatte, anwenden. Seine Angst war immer noch präsent, aber er fühlte sich in der Lage, sie zu kontrollieren. Als Thor kämpfte und kämpfte, und seine Arme schwer wurden und seine Schultern müde, klangen Kolk’s Worte in seinen Ohren: Der Feind wird niemals zu deinen Bedingungen kämpfen. Er tut es zu seinen Bedingungen. Krieg bedeutet Krieg für dich genauso wie für den Anderen.

Thor sah einen kurzen, breit gebauten Krieger mit einer Stachelkette die er hinter Reece’s Kopf schwang. Reece hatte es nicht kommen sehen, und im nächsten Moment würde er sterben.

Doch Thor sprang von seinem Pferd, und warf sich auf den Gegner, nur Sekundenbruchteile bevor dieser die Kette in Richtung von Reece’s Hinterkopf loslassen konnte. Sie fielen und landeten hart auf dem Boden in einer Staubwolke. Thor wand sich, außer Atem, während die Pferde um ihn herum trampelten. Er rang mit dem Krieger auf dem Boden, und als der Mann ansetzte, Thor mit seinen Daumen die Augen auszustechen, hörte Thor plötzlich einen wohlbekannten Schrei und sah wie sich Estopheles herabschwang und mit seinen Klauen die Augen des Mannes auskratzte. Gerade rechtzeitig, bevor er Thor verletzen konnte. Er schrie und schlug die Hände vors Gesicht und Thor wuchtete und schob in von sich.

Bevor Thor Gelegenheit hatte, in seinem Sieg zu schwelgen, spürte er einen harten Tritt in die Magengegend, dann einen Schlag auf den Rücken. Er blickte auf und sah einen Krieger einen zweihändigen Kriegshammer schwingen, genau in Richtung seiner Brust. Thor rollte sich ab. Der Hammer sauste an ihm vorbei und bohre sich bis zum Griff in die Erde. Er erkannte, dass dies seinen Tod hätte sein können.

Krohn stürzte sich auf den Mann, sprang vorwärts und bohrte seine Zähne in den Ellbogen des Mannes; der Krieger schlug nach Krohn, wieder und wieder. Aber Krohn ließ nicht los, knurrend, schüttelnd, zerrend, bis er schließlich den Arm aus dem Schultergelenk riss. Der Krieger schrie in wildem Schmerz auf und ging zu Boden.

Ein anderer Krieger warf sich nach vorn und schlug mit seinem Schwert nach Krohn, doch Thor rollte mit seinem Schild dazwischen, und wehrte den Schlag ab. Sein ganzer Körper bebte von der Wucht – doch er hatte damit Krohns Leben gerettet. Doch als Thor neben Krohn kniete, war er dem Angriff eines anderen schutzlos ausgeliefert.

Dieser ritt mit seinem Pferd über ihn, die Hufe trafen ihn und schlugen ihn nieder. Mit dem Gesicht voran fiel Thor in den Dreck. Er hatte das Gefühl, dass die Hufe jeden Knochen in seinem Körper gebrochen hatten.

Mehrere andere Krieger der McClouds sprangen von ihren Pferden und umringten Thor. Er erkannte, wie ungünstig seine Lage war. Da lag er auf dem Boden, in seinem Kopf hallte es vor Schmerzen. Aus dem Augenwinkel sah er einen anderen Jungen der Legion kämpfen, den er nicht kannte. Er stieß einen schrillen Schrei aus und Thor beobachtete wie ein Schwert seine Brust durchbohrte und er nach vorn zusammensank. Er war tot.

Ein anderer seiner Waffenbrüder, den er auch nicht näher kannte kam zu seiner Hilfe und tötete den Angreifer mit einem kraftvollen Stoß seines Speers. Doch zur gleichen Zeit stieß ein McCloud ihm von Hinten einen Dolch in den Hals. Der Junge gab ein gurgelndes Geräusch von sich und fiel tot zu Boden.



Thor wandte sich um und sah ein halbes Dutzend Krieger auf sich zustГјrzen. Einer hob sein Schwert, um es in sein Gesicht zu schlagen, und Thor hob den Arm und blockte den Schlag mit seinem Schild. Der Schlag hallte in seinen Ohren nach. Ein anderer trat mit seinem Stiefel Thor das Schild aus der Hand. Ein dritter trat auf sein Handgelenk und drГјckte es zu Boden. Ein vierter Angreifer trat vor, hob seinen Speer um ihn durch Thors Brust zu jagen.

Thor hörte ein Fauchen und Krohn sprang den Soldaten an, warf ihn zu Boden, und drückte ihn nieder. Ein anderer trat vor und Schlug mit einer Keule hart nach ihm. So hart, dass Krohn mit einem Jaulen vornüber fiel und auf der Seite liegen blieb. Ein anderer Krieger sprang mit einem Dreizack vor und diesmal war niemand da, um Thor zu schützen. Thor lag hilflos am Boden, und beobachtete wie sich der Dreizack auf ihn hinabsenkte.

Er war sich sicher – sein Ende war gekommen.




KAPITEL SIEBEN


Gwen kniete mit Illepra an Godfrey’s Seite in der engen Behausung und konnte es nicht mehr länger ertragen. Sie hatte seit Stunden dem Stöhnen ihres Bruders gelauscht, und Illepras Miene beobachtet, die sich immer weiter verdunkelte. Es schien sicher, dass er sterben würde. Sie fühlte sich so unglaublich hilflos, während sie so dasaß. Sie hatte das Gefühl, etwas tun zu müssen. Irgendetwas.

Nicht nur, dass sie fast zerbrach an Schuldgefühlen und Sorge um Godfrey. Vielmehr noch sorgte sie sich um Thor. Sie konnte das Bild von ihm im Kampf nicht aus ihrem Kopf vertreiben – von Gareth in eine Falle geschickt, um zu sterben. Sie spürte, sie musste Thor in irgendeiner Weise helfen. Sie würde noch verrückt werden, wenn sie länger dasitzen würde.

Gwen erhob sich plötzlich, und eilte zum Ausgang.

„Wo gehst du hin?“ Fragte Illepra, ihre Stimme heiser vom Singen der Gebete.

Gwen wandte sich ihr zu.

„Ich komme bald zurГјck“, sagte sie. „Es gibt da etwas, da ich versuchen muss.“

Sie Г¶ffnete die TГјr und eilte hinaus in die flirrende Luft des Sonnenuntergangs. Sie blinzelt beim Anblick dessen, was sie vor sich sah: der Himmel war rot und violett gestreift, und die zweite Sonne saГџ als grГјner Ball auf dem Horizont. Akorth und Fulton standen noch immer Wache und als sie sie sahen richteten sie sich auf. Sie konnte die Sorge in ihren Gesichtern sehen.

„Wird er leben?“, fragte Akorth.

„Ich weiГџ es nicht“, entgegnete Gwen. „Bleibt hier und steht Wache.“

„Wohin geht Ihr, Mylady?“ fragte Fulton.

Als sie in den blutroten Himmel blickte und die mystische Stimmung in der Luft spГјrte kam ihr ein Gedanke. Es gab jemanden, der vielleicht in der Lage war, ihr zu helfen.

Argon.

Wenn es eine Person gab, der Gwen vertrauen konnte, eine Person, die Thor liebte und ihrem Vater immer treu gewesen war, eine Person, die die Macht hatte ihr zu helfen, dann war er das.

„Ich muss jemand ganz Besonderen finden.“, sagte sie.

Sie wandte sich ab, und eilte Гјber die Ebene davon. Sie fiel in einen Trab auf dem Weg zu Argons HГјtte.

Sie war seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Nicht mehr, seit sie dem Kindesalter entwachsen war. Doch sie erinnerte sich, dass er hoch auf der öden felsigen Ebene lebte. Sie lief und lief, war außer Atem, und das Gelände wurde immer öder, windiger, Grass wich Kiess, dann Felsen. Der Wind heulte und während sie weiterlief, wurde die Landschaft geradezu unheimlich. Sie fühlte sich, als würde sie auf der Oberfläche eines fremden Planeten wandeln.

Endlich erreichte sie Argons Hütte. Außer Atem hämmerte sie an die Tür. Er gab keinen Knauf, mit dem sie sie hätte öffnen können, doch sie wusste, sie war am Ziel.

„Argon!“, rief sie. „Ich bin es! MacGils Tochter! Lass mich ein! Ich befehle es dir!”

Sie hämmerte und hämmerte, aber die einzige Antwort war das Heulen des Windes.

Sie brach in Tränen aus. Sie war erschöpft, und fühlte sich hilfloser denn je. Hohl, und es gab niemand sonst, an den sie sich hätte wenden können.

Als die Sonne tiefer am Himmel sank, wich ihr blutrotes Licht der Dämmerung. Gwen wandte sich um und begann, den Hügel wieder hinunterzulaufen. Sie wischte ihre Tränen vom Gesicht, und überlegte verzweifelt, wohin sie jetzt gehen konnte.

„Bitte Vater“, sagte sie laut und schloss die Augen. „Gib mir ein Zeichen. Zeig mir, wohin ich gehen soll. Sag mir, was ich tun soll. Bitte lass deinen Sohn heute nicht sterben. Und bitte lass Thor nicht sterben. Bitte. Wenn du mich liebst, antworte mir.”

Gwen lief still und lauschte dem Wind, als sie plötzlich eine Eingebung hatte.



Der See. Der See der Sorgen.

Natürlich. Jeder, der für einen totkranken beten wollte, tat dies am See. Er war ein unberührter, kleiner See inmitten des roten Waldes, umgeben von Bäumen, die in den Himmel zu wachsen schienen. Es war ein heiliger Ort.

Danke Vater, für deine Antwort, dachte Gwen. Sie konnte jetzt seine Nähe mehr denn je spüren, und fiel in einen Trab in Richtung des roten Waldes, in Richtung des Sees, der ihre Sorgen Gehöre schenken würde.

*

Gwen kniete am Ufer des Sees der Sorgen, die Knie auf weichen roten Kiefernnadeln, die das Wasser wie ein Ring umranden und sah auf das stille Wasser hinaus. Es war das stillste Wasser, das sie je gesehen hatte, und der Mond spiegelte sich darin. Ein glitzernder Vollmond. Voller, als sie ihn je zuvor gesehen hatte. Und während sich die zweite Sonne noch immer senkte, ging der Mond auf, und das letzte Sonnenlicht und das erste Mondlicht ergossen sich über den Ring. Die Sonne und der Mond spiegelten sich gemeinsam im Wasser des Sees, einander gegenüber, und Gwen konnte ahnen, wie heilig diese Zeit des Tages war. Es war das Fenster zwischen dem Ende des einen Tages und dem Beginn des nächsten, und zu dieser heiligen Zeit, an diesem heiligen Ort, war alles möglich.

Gwen kniete weinend da, betete für alles, was Ihr etwas bedeutete. Die Ereignisse der letzten Tage waren zu viel für sie gewesen, und alles strömte aus ihr heraus. Sie betete für Ihren Bruder und vielmehr noch für Thor. Sie konnte den Gedanken beide zu verlieren nicht ertragen. Den Gedanken, niemanden mehr um sich zu haben außer Gareth. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sie verschiffen wollte, um irgendeinen Barbaren zu heiraten.

Sie fГјhlte, wie die Welt um sie herum zusammenbrach. Sie brauchte Antworten. Und mehr noch. Sie brauchte Hoffnung.

Es gab viele Menschen in ihrem Reich, die zum Gott der Seen oder zum Gott der Wälder oder dem Gott der Berge oder des Windes beteten – doch Gwen hatte nie an auch nur einen von ihnen geglaubt. Sie, genauso wie Thor, hatte sich gegen den allgemeingültigen Glauben zum radikalen Glauben an nur einen einzigen Gott bekannt, ein einzelnes Wesen, das das gesamte Universum kontrollierte. Und zu diesem Gott betete sie nun.

Bitte Gott, betete sie. Bring Thor zurГјck zu mir. BeschГјtze ihn im Kampf. Lass ihn dem Hinterhalt entkommen. Bitte lass Godfrey leben. Und bitte beschГјtze auch mich. Lass nicht zu, dass man mich von hier wegschickt, um einen Wilden zu heiraten. Ich wГјrde alles dafГјr geben. Bitte gib mir ein Zeichen. Sag mir was du von mir willst.

Gwen kniete für eine lange Zeit da, und hörte nichts außer dem endlosen Heulen des Windes durch die Kiefern des roten Waldes. Sie lauschte dem sanften rauschen der Zweige, wie sie sich hoch über ihrem Kopf im Wind wiegten, und ihre Nadeln ins Wasser fielen.

“Sei vorsichtig wofür du betest.”, hörte sie eine Stimme sagen.

Sie erschrak und fuhr herum. Sie sah jemanden nicht weit von ihr entfernt im Schatten der Bäume stehen. Sie hätte sich gefürchtet, doch sie erkannte die Stimme sofort. Eine uralte Stimme. Älter als die Bäume, älter als die Erde selbst. Und ihr Herz schwoll vor Freude als sie erkannte wer es war.

Sie wandte sich ihm zu und sah ihn vor sich stehen: In einen weiГџen Mantel mit Kapuze gehГјllt, mit seinen hellen Augen, die durch sie hindurch direkt in ihre Seele zu blicken schienen. Er hielt seinen Stab und schien im Licht der letzten Sonne und des aufgehenden Mondes zu leuchten.

Argon.

Sie stand auf und ging auf ihn zu.

„Ich habe dich gesucht.“, sagte sie. „Ich war bei deiner HГјtte. Hast du mich nicht anklopfen gehГ¶rt?“

„Ich hГ¶re alles.“, antwortete er kryptisch.

Sie hielt inne und wunderte sich. Er blieb ausdruckslos.

„Sag mit, was ich tun muss“, sagte sie. “Ich bin bereit alles zu tun. Vollkommen egal was. Bitte lass Thor nicht sterben. Du kannst ihn nicht sterben lassen!”

Gwen tat einen Schritt auf ihn zu und griff flehend nach seiner Hand. Aber als sie ihn berührte, durchfuhr sie eine brennende Hitze, die von seiner Hand ausging und in ihre strömte und zuckte zurück, überwältigt von seiner Kraft.

Argon seufzte, wandte sich von ihr ab, und ging einige Schritte in Richtung des Sees. Er stand da und schaute aufs Wasser. Seine Augen reflektierten das Licht.

Sie stellte sich neben ihn und wusste nicht wie lange sie stumm dastanden, bis er bereit war, zu sprechen.

„Es ist nicht unmГ¶glich das Schicksal zu Г¤ndern“, sagte er. „Doch es fordert einen hohen Preis von dem, der es zu Г¤ndern wГјnscht. Du mГ¶chtest ein Leben retten. Das ist ein nobles Bestreben. Doch du kannst nicht zwei Leben retten. Du wirst eine Wahl treffen mГјssen.”

Er sah sie an.

“Wünschst du, dass Thor diese Nacht überlebt oder dein Bruder? Einer von ihnen muss sterben. So steht es geschrieben.”

Gwen war entsetzt.

“Was fГјr eine Wahl ist das?“, fragte sie. „Indem ich den Einen rette, verurteile ich den Anderen zum Tod.“

„Das tust du nicht.“, antwortete er. „Es ist beiden bestimmt zu sterben. Es tut mir leid. Doch das ist ihr Schicksal.”

Gwen fühlte sich, als hätte jemand ihr einen Dolch in die Eingeweide gerammt. Beide sollten sterben? Es war zu schrecklich, um es sich vorstellen zu können. Konnte das Schicksal wirklich so grausam sein?

“Ich kann nicht den Einen Гјber den Anderen wГ¤hlen.“, sagte sie schlieГџlich mit schwacher Stimme. „Meine Liebe fГјr Thor ist natГјrlich stГ¤rker. Aber Godfrey ist mein eigen Fleisch und Blut. Ich kann nicht ertragen, dass einer auf Kosten des Anderen leben soll. Und ich glaube nicht dass einer von ihnen das will.“

„Dann werden beide sterben.“, entgegnete Agron.

Gwen fühlte sich von Panik überwältigt.

„Warte!“, rief sie, als er sich von ihr abwenden wollte.

Er drehte sich wieder zu ihr um und sah sie fragend an.

„Was ist mit mir?“, fragte sie. „Was, wenn ich an ihrer Stelle sterbe? Ist das mГ¶glich? KГ¶nnten dann beide leben?“

Argon blickte sie eine Weile lang an, als ob er ihr tief ins Herz schauen wollte.

„Dein Herz ist rein.“ Sagte er. “Du hast von allen MacGils das reinste Herz. Dein Vater hat eine weise Wahl getroffen. Ja das hat er...“

Argon verstummte und er schaute ihr weiter tief in die Augen. Gwen fГјhlte sich unwohl, wagte aber nicht, den Blick abzuwenden.

„Aufgrund deiner Wahl, deiner Opferbereitschaft in dieser Nacht“, sagte Argon „hat das Schicksal dich erhГ¶rt. Thor wird Leben. Und auch dein Bruder. Und auch du sollst leben. Doch einen kleinen Teil deines Lebens musst du geben. Denke daran, es gibt immer einen Preis. Ein Teil von dir wird sterben, damit beide leben kГ¶nnen.“

“Was soll das heißen?”, fragte sie, starr vor Angst.

„Alles hat seinen Preis.“, antwortete er. „Du hast die Wahl. Willst du ihn lieber nicht bezahlen?“

Gwen wappnete sich fГјr das, was nun kommen sollte.

“Ich wГјrde alles fГјr Thor tun.”, sagte sie. „Und fГјr meine Familie.“

Argon sah durch sie hindurch.

„Thor erwartet ein groГџes Schicksal.“, sagte Argon. „Aber das Schicksal kann sich Г¤ndern. Unser Schicksal liegt in unseren Sternen. Aber es wird auch von Gott gelenkt. Gott kann das Schicksal Г¤ndern. Thor sollte heute Nacht sterben. Dank dir wird er leben. Doch du musst den Preis dafГјr zahlen. Und der ist hoch.”

Gwen wollte mehr wissen und streckte ihre Hand nach Argon aus. Doch noch bevor sie seine Hand berГјhren konnte, blitzte ein grelles Licht auf und Argon war verschwunden.

Gwen fuhr herum und blickte in alle Richtungen, doch er war verschwunden.

Sie wandte sich schließlich wieder dem See zu, der immer noch so ruhig dalag, als wäre dies eine Nacht wie jede andere. Sie sah ihr Spiegelbild und es erschien ihr unendlich weit entfernt. Sie war erfüllt mit Dankbarkeit, und endlich auch einem Gefühl des Friedens. Doch sie hatte auch Angst um ihre eigene Zukunft. So sehr sie auch versuchte, den Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben, so brennend wollte sie es wissen: Welchen Preis würde sie für Thors Leben bezahlen müssen?




KAPITEL ACHT


Thor lag inmitten des Schlachtfeldes und wurde von McCloud’s Kriegern zu Boden gedrückt, hilflos. Er konnte das Klirren der Schwerter hören, das Wiehern der Pferde, die Schreie sterbender Männer um ihn herum. Die untergehende Sonne und der aufgehende Mond – ein Vollmond, voller als jeder Vollmond, den er in seinem Leben jemals gesehen hatte – wurden plötzlich von einem riesigen Soldaten verdeckt, der mit erhobenem Dreizack auf ihn zutrat. Thor wusste, dass seine Zeit gekommen war.

Er schloss die Augen, um sich auf den Tod vorzubereiten. Er fГјhlte keine Angst. Nur Reue. Er wollte mehr Zeit zu leben; er wollte herausfinden, wer er war, welches Schicksal ihm bestimmt war, und vor allem wollte er mehr Zeit mit Gwen.

Thor hatte das GefГјhl, dass es einfach nicht fair war, auf diese Weise zu sterben. Nicht auf diese Weise. Nicht an diesem Tag. Es war noch nicht seine Zeit, und er konnte es fГјhlen. Er war noch nicht bereit zu gehen.

Auf einmal spürte Thor etwas in sich aufsteigen: eine Wildheit, eine Stärke, anders als alles, was er bisher gekannt hatte. Sein ganzer Körper prickelte und wurde heiß, als ihn ein neues Gefühl durchströmte. Von den Sohlen seiner Füße hinauf durch seine Beine, seinen Rumpf und seine Arme hindurch bis in die Fingerspitzen. Er brannte von einer Energie, die er sich nicht erklären konnte. Thor erschrak vor seinem eigen wilden Gebrüll, das klang, als wollte ein Drache aus den Tiefen der Erde emporsteigen.

Er spürte die Kraft von zehn Männern durch seinen Körper pulsieren, als er sich aus dem Griff der feindlichen Krieger befreite und auf die Füße sprang.

Noch bevor der Krieger mit dem Dreizack seine Waffe auf ihn herabsausen lassen konnte sprang Thor nach vorn, griff ihn beim Helm, und versetzte ihm einen Stoß, der ihm die Nase brach. Dann trat er ihn so hart, dass er wie von einer Kanonenkugel getroffen nach hinten umfiel und dabei zehn andere Männer mit umriss.

Thor schrie mit einer neu entdeckten Wut, als er einen anderen Krieger packte. Er hob ihn hoch und warf ihn in die Menge, wobei ein weiteres Dutzend Krieger zu Boden ging. Thor riss dann einem anderen Krieger einen Morgenstern mit einer drei Meter langen Kette aus den Händen schwang ihn über seinem Kopf, wieder und wieder, bis sich Schreie um ihn herum erhoben, und mähte alle Krieger in Reichweite der Kette um. Dutzende von ihnen.

Thor spürte, wie seine Kraft weiter anwuchs und ließ sich von ihr leiten. Während einige Männer auf ihn zustürmten, streckte er seinen Arm nach hoch über seinen Kopf, und fühlte wie seine Handfläche anfing zu prickeln und ein kühler Nebel aus ihr hervortrat. Seine Angreifer blieben plötzlich stehen, bedeckt von einer dicken Eisschicht. Sie standen erstarrt, zu Eis gefroren.

Thor streckte seine Hände in jede Richtung, und rings um ihn herum gefroren die Krieger zu Eis. Es sah aus als hätte es riesige Eisblöcke geregnet.

Thor wandte sich seinen Waffenbrüdern zu und sah, wie mehrere Krieger zu tödlichen Schlägen auf Reece, O’Connor, Elden und die Zwillinge ausholten. Er hob seine Hand und deutete auf die Angreifer. Auch sie froren sofort zu Eis. Seine Freunde drehten sich zu ihm um und sahen ihn an. Erleichterung und Dankbarkeit in ihren Blicken.



Die Krieger in McClouds Armee bemerkten, was vor sich ging, und versuchten nicht weiter, Thor Nahe zu kommen. Sie begannen, einen sicheren Abstand zwischen Thor und sich zu bringen. Zu verängstigt, sich auch nur zu nähern, nachdem sie gesehen hatten, wie dutzende ihrer Kameraden auf dem Schlachtfeld zu Eis gefroren waren.

Doch dann erhob sich ein wildes Getöse und ein Riese trat vor, fünfmal so groß wie alle anderen. Er musste vier Meter groß gewesen sein, und trug ein Schwert, das grösser war als jedes das Thor bisher gesehen hatte. Thor erhob seine Hand um auch ihn einzufrieren – doch es schien bei ihm nicht zu wirken. Er schien dem Strom, der von Thors Hand ausging wie lästige Insekten wegzuschlagen, und stürmte weiter auf ihn zu. Thor begann zu erkennen, dass seine neue Kraft unvollkommen war. Er war überrascht und konnte nicht verstehen, warum er diesen Mann nicht aufhalten konnte.

Der Riese erreichte Thor in drei langen Schritten und schlug ihn mit seinem Handrücken nieder. Thor war überrascht von seiner Geschwindigkeit. Thor schlug hart auf dem Boden auf, und bevor er sich aufrappeln konnte war der Riese schon wieder über ihm und hob ihn hoch über seinen Kopf. Er warf ihn weit von sich und die Krieger um ihn herum schrien triumphierend als Thor durch die Luft flog. Er flog fast zehn Meter, schlug hart auf und rollte noch ein Stück weiter, bis er endlich liegen blieb. Thor fühlte sich, als ob alle seine Rippen gebrochen waren. Er blickte auf und sah wie sich der Riese auf ihn stürzte. Dieses Mal gab es nichts mehr, was er tun konnte. Was auch immer diese Kraft war, die in ihm aufgestiegen war, war erschöpft.

Er schloss die Augen.

Bitte Gott, hilf mir.

Als sich der Riese auf ihn stürzte, hörte Thor plötzlich ein gedämpftes Surren in seinem Kopf, das anschwoll und mit einem Mal von außen, vom Universum zu kommen schien. Er fühlte etwas, was er noch nie zuvor gefühlt hatte. Er fühlte sich im Einklang mit der Materie der Luft, dem Wiegen der Bäum, der Bewegung der Grashalme. Er fühlte ein Pulsieren aus der Mitte kommen, und als er eine Hand hob, schien sich dieses Pulsieren aus allen Enden des Universums in ihr zu sammeln und ihm zu Willen zu sein.

Thor öffnete seine Augen und hörte ein enormes Summen über sich, und überrascht beobachtete er, wie sich ein gigantischer Bienenschwarm am Himmel materialisierte. Sie kamen aus allen Richtungen, und als er seine Hände hob, wusste er, dass er sie lenkte. Er wusste nicht wie, aber er wusste, dass sie seinem Befehl folgten.

Thor bewegte seine Hände in Richtung des Riesen, und während er es tat, sah er, wie der Bienenschwarm, den Himmel über ihm verdunkelte. Der Schwarm tauchte herab und umhüllte den Riesen. Er hob die Hände und schlug um sich, und schrie, während sie ihn hunderte, nein tausende Male stachen, bis er auf die Knie sank und vornüber fiel. Er war tot. Die Erde bebte von seinem Sturz.

Thor richtete seine Hand in Richtung von McClouds Armee, die auf ihren Pferden sitzend auf ihn herabstarrten und schockiert die Szene mitangesehen hatten. Sie rissen ihre Pferde herum und begannen zu fliehen – aber sie waren nicht schnell genug. Thor wies in ihre Richtung und der Schwarm ließ vom Riesen ab um die Krieger anzugreifen.

Angstschreie ertönten, und noch während sie ihre Pferde herumrissen wurden sie unzählige Male von den Bienen gestochen. Bald war das Schlachtfeld leer, denn die verbliebenen Krieger verließen es, so schnell sie nur konnten. Einige hatten nicht schnell genug geschafft, das Weite zu suchen, und einer nach dem anderen fiel. Das Schlachtfeld war übersät mit Leichen.

Während die Überlebenden davonritten, jagte sie der Schwarm über die Ebene zum Horizont, und das Summen des Schwarms mischte sich mit dem Schlagen der Hufe der Pferde und den Angstschreien der Männer.

Thor war erstaunt: innerhalb weniger Minuten war das Schlachtfeld leer und Stille breitete sich aus. Alles was blieb, war das Stöhnen der verwundeten McClouds, die in Haufen vor ihm lagen.

Thor sah sich um und sah seine Freunde – erschöpft und schwer atmend. Sie waren grün und blau geschlagen, doch bis auf ein paar leichtere Wunden schienen sie in Ordnung zu sein. Abgesehen von den drei Jungen aus der Legion, die er nicht kannte, und deren Tod er zuvor hatte mit ansehen müssen.

Er hörte ein Grollen am Horizont und als Thor sich umdrehte, sah er, wie die Armee des Königs über den Hügel auf sie zu stürmte. Allen voran Kendrick

Sie ritten auf sie zu und binnen Augenblicken hatten sie Thor und seine Freunde erreicht. Die einzigen Гњberlebenden auf einem blutigen Schlachtfeld.

Thor stand da, im Schock und starrte sie an, als Kendrick, Kolk, Brom und die anderen von ihren Pferden stiegen und langsam auf ihn zukamen. Sie wurden begleitet von dutzenden von Silver, alles große Krieger der königlichen Armee. Sie sahen, wie Thor und die anderen alleine dastanden, siegreich auf einem blutigen Schlachtfeld, umgeben von hunderten von toten McClouds. Er konnte die Verwunderung in ihren Blicken sehen, den Respekt und die Ehrfurcht. Er konnte es in ihren Augen sehen. Es war das, was er sich sein ganzes Leben lang gewünscht hatte.

Er war ein Held.




KAPITEL NEUN


Erec galoppierte auf seinem Pferd schneller denn je die Südliche Straße herunter, und versuchte dabei so gut wie im Dunkel der Nacht möglich den Schlaglöchern auszuweichen. Er war ununterbrochen geritten, seitdem er die Nachricht von Alistair’s Entführung und ihrem Verkauf in die Sklaverei nach Baluster gehört hatte. Er konnte nicht aufhören, sich selbst dafür zu schelten. Er war so dumm und naiv gewesen, dem Gastwirt zu vertrauen, anzunehmen, dass er zu seinem Wort stehen würde und sich an seinen Teil der Abmachung halten würde und nach dem Turnier Alistair freilassen würde. Erec’s Wort war seine Ehre, und er war davon ausgegangen, dass auch anderen ihr Wort heilig war. Ein dummer Fehler. Und Alistair hatte den Preis dafür zahlen müssen.

Erec’s Herz brach beim Gedanken an sie, und er gab seinem Pferd die Sporen. So eine schöne und feine Lady. Zuerst musste sie die Demütigung über sich ergehen lassen, für den Gastwirt zu arbeiten – und nun war sie in die Sklaverei verkauft worden, in den Handel mit sexuellen Diensten. Der Gedanke machte ihn wütend und er konnte nicht umhin sich schuldig zu fühlen: wäre er niemals in ihr Leben getreten, hätte er ihr niemals angeboten sie mitzunehmen, vielleicht hätte der Gastwirt es niemals in Betracht gezogen.

Erec stürmte durch die Nacht zum stets präsenten Klang der Hufe und dem Atems seines Pferdes. Das Pferd war erschöpft und Erec befürchtete, dass er es zu Tode reiten könnte. Er war gleich nach dem Tournier zum Gastwirt gegangen, hatte keine Pause gemacht und war so müde und erschöpft, dass er fürchtete, einfach den Halt zu verlieren und vom Pferd zu fallen. Doch er zwang sich, seine Augen offenzuhalten während er unter den letzten Spuren des Vollmonds in Richtung Süden nach Baluster ritt.

Auch wenn er noch nie dort gewesen war, hatte er doch sein ganzes Leben lang Geschichten von Baluster gehört: es war berüchtigt für Glücksspiel, Opium, Sex und jedes erdenkliche Laster im Königreich. Dorthin kamen die Unzufriedenen aus allen vier Ecken des Rings um aus jeder noch so dunklen Lustbarkeit Kapital zu schlagen. Dieser Ort stellte das genaue Gegenteil von allem dar, was ihn ausmachte. Er hatte noch nie gespielt und trank selten. Er bevorzugte es, sich in seiner freien Zeit in den Waffenkünsten zu üben und seine Fähigkeiten zu schärfen.

Er konnte nicht verstehen, welche Art von Menschen sich der Trägheit und wüsten Gelagen hingeben konnten, wie es die Stammgäste in Baluster taten.

Hierher zu kommen, verhieГџ nichts Gutes. Der schiere Gedanke an einen solchen Ort lieГџ sein Herz sinken. Er wusste, dass er sie bald retten und schnell weit von hier weg bringen musste, bevor ihr Leid zugefГјgt werden konnte.

Als der Mond am Himmel sank wurde die Straße breiter und besser, und Erec konnte einen ersten Blick auf die Stadt erhaschen: eine Unzahl von Fackeln beleuchteten ihre Mauern und ließen sie wie ein Signalfeuer die Nacht erleuchten. Erec war nicht überrascht – Gerüchten zufolge sollten die Bewohner die ganze Nacht lang wach sein.

Erec ritt schneller und die Stadt kam nГ¤her. Endlich ritt er Гјber eine kleine hГ¶lzerne BrГјcke mit Fackeln auf beiden Seiten und einer schlГ¤frigen Wache, die an ihrem FuГџe vor sich hin dГ¶ste. Der Wachmann sprang auf, als Erec vorbei stГјrmte und rief ihm hinterher: „HEY!“

Doch Erec hielt nicht an. Wenn der Mann soviel Mut aufbringen konnte, Erec hinterherzujagen – was dieser sehr bezweifelte – würde Erec dafür sorgen, dass es das letzte war, was er tat.

Erec ritt durch den großen, offenen Zugang zur Stadt, die quadratisch ausgelegt und von niedrigen alten Steinmauern umgeben war. Als er hinein ritt, folgte er engen Gassen die von Fackeln gesäumt hell erleuchtet waren. Die Gebäude standen nahe beieinander, ließen die Stadt eng erscheinen und hinterließen ein klaustrophobisches Gefühl. Die Straßen waren voller Menschen, und fast alle erschienen betrunken, stolperten hin und her, schrien sich an, oder drängelten aneinander vorbei. Es war wie ein rauschendes Fest. Und jedes zweite Haus war eine Taverne oder eine Spielhölle. Erec wusste, er war am richtigen Ort. Er konnte Alistair’s Anwesenheit spüren. Sie war hier irgendwo. Er schluckte schwer und hoffte, dass er nicht zu spät kam.

Er ritt auf eine besonders große Taverne im Zentrum der Stadt mit Scharen von Menschen vor dem Eingang zu, und dachte, dies wäre ein guter Ort um seine Suche zu starten.

Erec stieg ab und eilte hinein. Er musste sich seinen Weg zum Gastwirt vorbei an einer Menge Betrunkener bahnen. Dieser stand in der Mitte des Raumes und schrieb die Namen der Gäste auf, nahm ihre Münzen entgegen, und wies ihnen den Weg zu ihren Zimmern. Er war ein schmierig aussehender Bursche mit einem falschen Lächeln, der sich schwitzend die Hände rieb, während er die Münzen zählte. Er sah Eric mit seinem falschen Lächeln an.

“Ein Zimmer, Sir?”, fragte er. „Oder sucht Ihr die Gesellschaft einer Frau?“

Erec schüttelte den Kopf und näherte sich dem Mann, um sich über dem Lärm hörbar zu machen.

„Ich bin auf der Suche nach einem HГ¤ndler“, sagte Erec. „Ein SklavenhГ¤ndler. Er kam vor ein oder zwei Tagen aus Savaria hier an. Er fГјhrte wertvolle Fracht mit sich. Menschliche Fracht.“

Der Mann leckte sich die Lippen.

„Was Ihr sucht, sind wertvolle Informationen“, sagte er. „Ich kann Euch die genauso bieten, wie ich ein Zimmer anbieten kann.“

Der Mann rieb seine Finger und hielt Erec seine geöffnete Handfläche entgegen. Er sah ihn an und lächelte. Auf seiner Oberlippe stand Schweiß.

Erec war angewidert von diesem Mann, aber er brauchte Informationen, und hatte keine Zeit zu verlieren. Also griff er in seinen Beutel und legte eine groГџe GoldmГјnze in die Hand des Mannes.

Seine Augen weiteten sich, als er sie untersuchte.

„Gold des KГ¶nigs“, bemerkte er, sichtliche beeindruckt.

Er betrachtete Erec mit einem Blick voll Respekt und Verwunderung.

„Seid ihr den ganzen Weg von King’s Court hierher geritten?“, fragte er.

„Genug.“, entgegnete Erec. „Ich bin derjenige, der die Fragen stellt. Ich habe dich bezahlt. Nun sag mir: Wo ist der HГ¤ndler?”

Der Mann leckte sich mehrmals die Lippen und beugte sich zu Erec hinГјber.

„Der Mann, den Ihr sucht, ist Erbot. Er zieht einmal pro Woche mit einer neuen Ladung von Huren hier durch und verkauft sie an den Meistbietenden. Ihr werdet ihn wahrscheinlich in seinem Lager finden. Folgt der StraГџe bis ans Ende. Sein Haus ist dort. Aber wenn das MГ¤dchen, das Ihr sucht etwas Wert ist, ist sie wahrscheinlich schon fort. Seine Huren bleiben nicht lange.“

Erec wandte sich zu gehen, als er spГјrte, wie eine warme, feuchte Hand sein Handgelenk umfasste. Er drehte sich um und war Гјberrascht zu sehen, dass der Gastwirt ihn festhielt.

„Wenn Ihr eine Hure sucht, warum probiert Ihr dann nicht eine von meinen? Sie sind genauso gut wie seine und kosten nur die HГ¤lfte.“

Erec blickte ihn spöttisch an, angewidert. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, hätte er ihn wahrscheinlich getötet, einfach nur, um die Welt von solch einem Widerling zu befreien. Aber er entschied, dass er die Mühe nicht Wert war.

Erec schГјttelte seine Hand ab und beugte sich ganz nah zu ihm hin.

„Wage es noch ein einziges Mal, deine Hand an mich zu legen“, warnte Erec. „und du wirst wГјnschen, du hГ¤ttest es nicht getan. Nun tritt einen Schritt zurГјck bevor ich eine Verwendung fГјr den Dolch in meiner Hand finde.“

Der Wirt sah nach unten, riss vor Schreck die Augen weit auf und tat mehrere Schritte zurГјck.

Erec drehte sich um und stürmte aus dem Raum. Er schob und schubste die Gäste aus dem Weg, um durch die Doppeltür ins Freie zu gelangen.

Er hatte sich noch nie so sehr vor der Menschheit geekelt.

Erec bestieg sein Pferd, das tänzelte und einige betrunkene Passanten anschnaubte, die es betrachteten. Kein Zweifel, sie wollten es stehlen. Er fragte sich, ob sie es tatsächlich versuchten hätten, wäre er nicht in dem Moment zurückgekehrt, und vermerkte sich, sein Pferd am nächsten Ort sicherer anzubinden. Er staunte über die Laster dieser Stadt. Wie auch immer, sein Pferd Warkfin war ein abgehärtetes Streitross, und wenn jemand versuchen würde es zu stehlen, würde es denjenigen zu Tode trampeln.

Erec gab Warkfin die Sporen, und sie ritten die schmale Straße hinunter. Er tat sein Bestes, den Scharen von Menschen auszuweichen. Es war spät in der Nacht, doch die Straßen schienen sich immer mehr mit Menschen zu füllen. Menschen aller Rassen und Herkunft.

Einige betrunkene Gäste schrien ihm nach, als er zu schnell an ihnen vorbeiritt, doch sie waren ihm egal. Er konnte spüren, dass Alistair in greifbarer Nähe war, und nichts würde ihn aufhalten.

Die Straße endete an einer steinerneren Mauer und das letzte Gebäude auf der rechten Seite war eine Taverne, mit weißen Lehmwänden und einem Strohdach das aussah, als hätte es schon bessere Tage gesehen. Dem Aussehen der Menschen nach zu urteilen, die hier ein und ausgingen, wusste Erec, dass er am richtigen Ort war.

Erec stieg ab, band sein Pferd an einem Pfosten fest und stГјrmte durch die TГјr. Er hielt Гјberrascht inne.

Das Innere des Hauses war schwach beleuchtet. Ein großer Raum mit ein paar flackernden Fackeln an den Wänden und einem sterbenden Feuer im Kamin in der Ecke. Überall waren Teppiche ausgebreitet auf denen Frauen verteilt lagen, alle nur spärlich bekleidet und mit dicken Seilen aneinander und an den Wänden festgebunden.

Sie schienen alle unter Drogen zu sein – Erec konnte das Opium in der Luft riechen und sah, wie eine Pfeife herumgereicht wurde. Ein paar gut gekleidete Männer gingen durch den Raum, traten und stießen hier und da die Füße der Frauen, als ob sie die Ware, die sie im Begriff waren zu kaufen, testen wollten.

In der hinteren Ecke des Raumes saß ein einzelner Mann in Seide gewandet auf einem kleinen roten Samtstuhl, Frauen zu beiden Seiten angekettet. Hinter ihm standen große, muskelbepackte Männer, die Gesichter mit Narben bedeckt. Grösser und breiter noch als Erec sahen sie aus, als würden sie nur auf eine Gelegenheit warten, jemanden umzubringen.

Erec nahm die Szene auf, und erkannte genau, was vor sich ging. Das hier war eine Sex-Höhle. Die Dienstleistungen dieser Frauen standen zum Verkauf, und der Mann in der Ecke war der Verantwortliche. Der Mann, der Alistair gekauft hatte, so wie er wahrscheinlich alle anderen Frauen in diesem Haus erworben hatte. Auch Alistair konnte hier sein, erkannte Erec.

Hektisch eilte er an den Lagern der Frauen vorbei und studierte jedes einzelne Gesicht auf der Suche nach dem einen Gesicht Alistairs. Es gab mehrere Dutzend Frauen in dem Raum, einige schienen zu schlafen oder ohnmächtig zu sein, und der Raum war zu dunkel um sie schnell finden zu können. Er sah von Gesicht zu Gesicht, als ihn plötzlich eine große Hand auf die Brust schlug.

„Schon bezahlt?“, sagte eine Stimme in barschem Ton.

Erec blickte auf und sah einen groГџen Mann, der mit finsterer Miene auf ihn herabsah.

„Wenn du dir die Frauen ansehen willst, musst du zahlen“, sagte er und seine tiefe Stimme drГ¶hnte. „Das sind die Regeln“

Erec sah den Mann abschätzend an, und Hass stieg in ihm auf. Und er schlug, noch bevor der andere auch nur blinzeln konnte, die Kante seiner Hand gegen die Kehle.

Der Mann schnappte nach Luft und riss die Augen auf, während er auf die Knie fiel und sich den Hals hielt. Erec schlug seinen Ellbogen gegen die Schläfe und der Mann fiel nach vorn auf sein Gesicht. Erec schritt schnell durch die Lager, verzweifelt auf der Suche nach Alistair’s Gesicht. Doch er konnte sie nirgends finden. Sie war nicht hier.

Erec’s Herz schlug bis zum Hals und er durchquerte den Raum in Richtung des Mannes in der Seidenrobe, der über alles wachte.

„Habt Ihr etwas gefunden, das Euch gefГ¤llt?“, fragte der Mann. „Etwas worauf Ihr bieten wollt?“

„Ich suche nach einer Frau.“, begann Erec mit kalter Stimme, und versuchte ruhig zu bleiben. „Und ich werde es nur ein einziges Mal sagen. Sie ist groГџ, mit langem blonden Haar und grГјn-blauen Augen. Ihr Name ist Alistair. Sie wurde vor ein oder zwei Tagen aus Savaria hierher gebracht. Man hat mir gesagt, sie wГ¤re hier. Stimmt das?“

Der Mann schГјttelte langsam den Kopf und grinste.

„Die Ware die Ihr sucht, ist leider schon verkauft.“, sagte der Mann. „Ein feines Exemplar. Ihr habt einen guten Geschmack. WГ¤hlt eine andere, und ich werde Euch einen guten Preis machen.”

Erec blickte finster, und fГјhlte eine nie gekannte Wut in sich brodeln.

“Wer hat sie mitgenommen?”, wollte Erec wissen.

Der Mann grinste.

„Du meine GГјte, Ihr scheint groГџen Gefallen an dieser einen Sklavin gefunden zu haben.“

„Sie ist keine Sklavin“ knurrte Erec. „Sie ist meine Gemahlin.“

Der Mann sah ihn entsetzt an – und dann warf er plötzlich den Kopf in den Nacken und lachte schallend.

„Eure Gemahlin! Das ist gut. Nicht mehr, mein Freund, nicht mehr! Jetzt ist sie das Spielzeug eines anderen.” Dann verdunkelte sich sein Gesicht zu einer bГ¶sen Fratze, und er bedeutete seinen WГ¤chtern. „Und nun schafft mir diesen Abschaum aus den Augen.“

Die Muskelmänner traten vor, und mit einer Geschwindigkeit, die Erec überraschte, sprangen sie beide auf ihn zu und versuchten, ihn zu greifen.

Doch ihnen war nicht bewusst, wen sie da gerade angriffen. Erec war schneller als die beiden und wich aus, griff das Handgelenk des einen, bog es nach hinten bis dieser flach auf dem RГјcken lag, und versetzte ihm einen Schlag, der ihn bewusstlos lies. Gleichzeitig versetzte er dem anderen mit dem Ellbogen einen Schlag gegen den Hals. Er zerschmetterte den Kehlkopf und auch der zweite Muskelmann ging zu Boden.

Die beiden Männer lagen wie tot da, und Erec schritt über sie hinweg auf den Wirt zu, der nun bebend und mit vor Angst weit aufgerissenen Augen auf seinem Stuhl saß.

Erec packte den Mann bei den Haaren, riss seinen Kopf nach hinten und hielt seinen Dolch an seinen Hals.

„Sag mir wo sie ist, und ich lasse dich vielleicht am Leben“, knurrte Erec.

Der Mann stammelte.

„Ich werde es Euch sagen, aber Ihr verschwendet Eure Zeit“, antwortete er. „Ein Lord hat sie gekauft. Er hat seine eigenen Ritter und lebt in einer Festung. Er ist ein mГ¤chtiger Mann. Seine Festung ist noch nie eingenommen worden. Und selbst wenn, ihm steht eine ganze Armee zur VerfГјgung. Er ist unermesslich reich – und eine Armee von SГ¶ldnern steht ihm in Augenblicken zu Befehl.

„Die MГ¤dchen die er kauft, behГ¤lt er auch. Er wird sie niemals hergeben. Geht dahin zurГјck, wo Ihr hergekommen seid. Sie ist fort.“

Erec drückte das Messer härter gegen den Hals des Alten bis sich der Stahl in das Fleisch grub, und Blut zu tropfen begann. Er wimmerte.

„Wo ist dieser Lord?“ Erec knurrte. Langsam verlor er die Geduld.

„Seine Festung liegt im Westen der Stadt. Nehmt das West Tor und folgt der StraГџe bis ihr auf die Festung stoГџt. Aber Ihr verschwendet Eure Zeit. Er hat gutes Geld fГјr sie gezahlt – mehr als sie Wert ist.“

Erec hatte genug. Ohne Zögern schlitzte er die Kehle des Sklavenhändlers auf. Blut schoss aus der Wunde und der Alte gab noch ein paar gurgelnde Laute von sich, bevor er tot vornüber fiel.

Erec blickte auf den Toten und seine Muskelmänner herab, und war einfach nur angewidert von diesem Ort. Er wollte nicht glauben, dass so etwas existierte.

Erec ging quer durch den Raum, und begann die Seile, die die Frauen aneinander fesselten durchzuschneiden, und eine nach der anderen zu befreien. Einige sprangen sofort auf und liefen zur TГјr. Bald waren alle befreit und stГјrmten ins Freie. Einige waren zu sehr berauscht, um aufzustehen, doch die anderen halfen ihnen.

„Wer auch immer Ihr seid“, sagte eine der Frauen zu Erec, als er an der TГјre kurz stehenblieb, „Gott schГјtze Euch. Und wo immer Ihr auch hingeht – mГ¶ge Gott mit Euch sein.“ Erec wusste die Dankbarkeit und ihren Segen zu schГ¤tzen, und hatte das ungute GefГјhl, dass er ihn brauchen wГјrde.




KAPITEL ZEHN


Der Tag brach an, und sanftes Licht schien durch die kleinen Fenster von Illepras Haus und fiel auf Gwendolyns geschlossene Augenlider. Langsam erwachte sie.

Die erste Sonne in ihrem gedämpften Orange streichelte sie, und weckte sie sanft in der Stille des ersten Morgenlichts. Sie blinzelte mehrmals, zuerst verwirrt, und fragte sich wo sie war. Und dann fiel es ihr ein:

Godfrey!

Gwen war auf dem Boden der Behausung eingeschlafen und lag auf einem Lager aus Stroh in der Nähe seines Bettes. Illepra schlief direkt neben Godfrey, und es war eine lange Nacht für alle drei gewesen. Godfrey hatte die ganze Nacht lang gestöhnt und sich unruhig im Schlaf hin und hergeworfen, und Illepra war ununterbrochen für ihn da gewesen. Gwen hatte geholfen, so gut sie nur konnte, legte feuchte Tücher auf Godfrey’s Stirn und gab Illepra die Kräuter und Salben nach denen sie unaufhörlich forderte. Die Nacht schien endlos. Godfrey hatte aufgeschrien und sie war sich sicher er würde sterben. Mehr als einmal hatte er nach ihrem Vater gerufen, und jedes Mal jagte es Gwen einen Schauer über den Rücken.

Sie konnte die Anwesenheit ihres Vaters spüren. Sie wusste nicht ob ihr Vater wollte, dass sein Sohn lebte oder starb – ihre Beziehung war immer angespannt gewesen.

Gwen hatte auch in der Hütte geschlafen, denn sie wusste nicht, wo sie sonst hätte hingehen sollen. Sie fühlte sich nicht sicher bei dem Gedanken, ins Schloss zurückzukehren und unter demselben Dach mit ihrem Bruder zu sein; doch hier fühlte sie sich sicher. Unter Illepras Fürsorge, während Akorth und Fulton vor der Türe Wache standen.

Sie war sich fast sicher, dass niemand wusste wo sie war, und sie wollte, dass es auch so blieb. Außerdem hatte sie Godfrey in den letzten Tagen lieb gewonnen, hatte den Bruder, den sie nie richtig gekannt hatte, entdeckt, und es schmerzte sie, daran zu denken, dass er sterben könnte.

Gwen rappelte sich auf und eilte an Godfrey’s Seite. Ihr Herz klopfte und sie fragte sich ob er noch am Leben war. Ein Teil von ihr war sich sicher, dass er, wenn er heute aufwachen sollte, überleben würde. Würde er nicht aufwachen, wäre alles vorbei. Illepra richtete sich langsam auf. Sie musste irgendwann im Laufe der Nacht eingeschlafen sein. Gwen konnte es ihr nicht verübeln.

Die beiden knieten neben Godfrey, während sich das kleine Haus langsam mit Licht füllte.

Gwen legte eine Hand auf seinen Arm und schüttelte ihn sanft, während Illepra eine Hand auf seine Stirn legte. Sie schloss die Augen und atmete ruhig und plötzlich schlug Godfrey die Augen auf. Illepra zog überrascht ihre Hand zurück.

Auch Gwen war Гјberrascht. Sie hatte nicht erwartet, dass er seine Augen Г¶ffnen wГјrde. Er drehte seinen Kopf und sah sie an.

„Godfrey?“, fragte sie.

Er blinzelte, schloss die Augen und Г¶ffnete sie wieder; dann, sehr zu ihrer Verwunderung stГјtzte er sich auf einen Ellenbogen und schaute sie an.

„Wie spГ¤t ist es?“, wollte er wissen. „Und wo bin ich?“

Seine Stimme klang hellwach und gesund und Gwen fühlte eine unglaubliche Erleichterung. Sie lächelte Illepra an und sie lächelte zurück.

Gwen sprang auf, umarmte ihren Bruder und richtete sich wieder auf.

„Du lebst!“, rief sie verzГјckt.

„NatГјrlich.”, antwortete er. „Warum sollte ich nicht am Leben sein? Und wer ist sie?“, wollte er mit einem Nicken in Illepras Richtung wissen.

„Das ist die Frau, die dein Leben gerettet hat.“, entgegnete Gwen.

„Mein Leben gerettet?“, echote er.

Illepra senkte den Blick.

„Ich habe nur ein Wenig geholfen“, sagte sie demГјtig.

„Was ist passiert? Was war mit mir?“, fragte er aufgeregt. „Das letzte, woran ich mich erinnern kann ist, dass ich in der Taverne getrunken habe, und dann...“

„Man hat versucht, dich zu vergiften.“, erklГ¤rte Illepra. „Mit einem sehr starken und seltenen Gift. Es ist mir jahrelang nicht begegnet. Du hast GlГјck, dass du am Leben bist. In der Tat bist du der einzige, der es je Гјberlebt hat. Jemand muss eine schГјtzenden Hand Гјber dich gehalten haben.“

Und als sie die Worte hörte, wusste Gwen, dass sie Recht hatte. Sofort musste sie an ihren Vater denken. Die Sonne schien in die Fenster, stärker nun, und sie fühlte die Präsenz des Vaters. Er wollte, dass Godfrey lebte.

“Geschieht dir ganz Recht”, sagte Gwen mit einem LГ¤cheln. „Du hattest versprochen, nicht mehr zu trinken. Nun schau, was passiert ist.“

Er wandte sich ihr zu und lächelte sie an. Als sie sah, dass das Leben in sein Gesicht zurückgekehrte, war sie unglaublich erleichtert. Godfrey war wieder bei ihr.

„Du hast mein Leben gerettet.“, sagte er ernst.

Er wandte sich an Illepra.

„Ihr beide.“, fГјgte er hinzu. „Ich weiГџ nicht, wie ich es je wieder gutmachen kann.“

Als er Illepra ansah, bemerkte Gwen etwas – etwas in seinem Blick. Etwas das über Dankbarkeit hinausging. Sie sah Illepra an und bemerkte, wie sie sanft errötete und ihren Blick senkte. Sie mochten sich.

Illepra wandte sich schnell um und ging zur anderen Seite des Raumes, um einen Trank zu mischen.

Godfrey sah Gwen an.

„Gareth?“, fragte er, plГ¶tzlich sehr ernst.

Gwen nickte. Sie wusste was er meinte.

„Du hast GlГјck, dass du am Leben bist.“, sagte sie. „Firth ist tot.“

„Firth?“ Godfrey’s Stimme klang Гјberrascht. “Tot? Aber wie?”

“Er hat ihn hГ¤ngen lassen.”, sagte sie. „Und du solltest der nГ¤chste sein.“

„Was ist mit dir?“, wollte Godfrey wissen.

Gwen zuckte die Schultern.

„Er will mich verheiraten. Hat mich an die Nevaruns verschachert. Angeblich sind sie schon auf dem Weg hierher.“

Godfrey setzte sich auf, auГџer sich.

„Ich werde das niemals zulassen!“ rief er aus.

„Ich auch nicht“, sagte sie fest. “ Ich werde einen Weg finden.“

„Doch ohne Firth haben wir keine Beweise.“, sagte er. „Ohne ihn kГ¶nnen wir Gareth nicht zu Fall bringen. Er wird frei sein.“

„Wir werden einen Weg finden“, entgegnete sie. “Wir werden –“

Plötzlich war der Raum taghell als Akorth und Fulton die Tür öffneten und eintraten.

„Mylady“, begann Akorth, und dann sah er Godfrey.

„Du alter Hurensohn!“, entglitt es Akorth vor Freude. „Ich wusste es! Du hast alles was geht im Leben Гјber den Tisch gezogen, und jetzt hast du auch noch den Tod betrogen!“

“Ich wusste, dass ein Krug Bier dich nicht umbringen würde!”, fügte Fulton hinzu.

Akorth und Fulton gingen zu ihm hinГјber, und Godfrey sprang auf um sie zu umarmen.

Dann wandte sich Akorth ernst Gwen zu.

„Mylady. Es tut mir Leid Euch zu stГ¶ren, doch wir haben Soldaten am Horizont gesehen. Sie kommen in unsere Richtung.”

Gwen sah sie alarmiert an und rannte nach drauГџen. Die anderen folgten ihr und sie hob ihren Arm, um ihre Augen vor der starken Sonne zu schГјtzen.

Sie standen vor dem Haus, Gwen blickte in Richtung des Horizonts, und sah wie eine kleine Gruppe von Silver auf das Haus zugeritten kam. Ein halbes Dutzend Männer ritten mit vollem Tempo auf Illepras Haus zu, und ohne Zweifel kamen sie wegen Gwen.

Godfrey griff nach seinem Schwert, aber Gwen legte beruhigend ihre Hand auf seine.

„Das sind nicht Gareths MГ¤nner. Sie gehГ¶ren zu Kendrick. Ich bin mir sicher, dass sie in Frieden kommen.“

Die Soldaten erreichten das Haus und sprangen von ihren Pferden. Sie knieten vor Gwendolyn nieder.

„Mylady.”, sagte ihr AnfГјhrer. “Wir bringen gute Nachrichten. Wir haben die McClouds in die Flucht geschlagen. Euer Bruder Kendrick ist in Sicherheit, und er hat uns geschickt, um Euch diese Nachricht zu bringen: Thor geht es gut.“

Gwen brach in Tränen aus über die Nachricht. Überwältigt von Dankbarkeit und Erleichterung umarmte sie Godfrey. Sie fühlte sich, als ob das Leben auch in sie zurückkehrt wäre.

„Sie werden heute noch zurГјckkehren.“, fuhr der Bote fort. „Und es wird ein groГџes Fest in King’s Court geben!“

„Das sind wahrliche gute Nachrichten!“, rief Gwen.

„Mylady.“, hГ¶rte sie eine andere Stimme sagen und Gwen sah Srog. einen Lord und wohl bekannten Krieger. Srog war gekleidet im markanten Rot des Westens. Er war ein Mann, den sie von Kindheit an kannte, und von dem sie wusste, dass er ihrem Vater nahe gestanden hatte. Auch er kniete vor ihr nieder, und sie schГ¤mte sich.

„Bitte Sir“, bat sie „bitte kniet nicht vor mir nieder.“

Er war ein berühmter Mann, ein mächtiger Lord, dem tausende von Soldaten folgten, und er herrschte über seine eigene Stadt, Silesia, das Bollwerk im Westen, eine ungewöhnliche Stadt.

Sie war auf einem Kliff erbaut worden, direkt am Rande des Canyon, und war nahezu uneinnehmbar. Er war einer der wenigen, denen ihr Vater immer vertraut hatte.

„Ich bin mit den MГ¤nnern hierher geritten, denn ich habe von groГџen UmbrГјchen in King’s Court gehГ¶rt.“, sprach er wissend. „Der Thron ist unsicher. Ein neuer Herrscher – ein starker Herrscher – muss Gareth ersetzen. Ich habe gehГ¶rt, dass Euer Vater Euch ausgewГ¤hlt hat, Гјber das Reich zu herrschen. Euer Vater war wie ein Bruder zu mir, und ich bin an sein Wort gebunden. Wenn dies sein Wunsch ist, dann ist es auch meiner. Ich bin gekommen, um Euch wissen zu lassen, dass Ihr Euch meiner Treue und der Treue meiner MГ¤nner sicher sein kГ¶nnt, wenn Ihr herrscht. Ich bitte Euch, handelt bald! Die Ereignisse des heutigen Tages haben bewiesen, dass King’s Court einen neuen Herrscher braucht.“

Gwen stand da, verblüfft, und wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie fühlte tiefste Demut, und ein Gefühl von Stolz breitete sich in ihr aus. Doch sie fühlte sich auch überwältigt. Die Dinge schienen ihr über den Kopf zu wachsen.

„Ich danke Euch, Sir“ sagte sie. „Ich bin dankbar fГјr Eure Worte und Euer Angebot. Ich werde darГјber nachdenken. Doch jetzt mГ¶chte ich nur meinen Bruder zu Hause willkommen heiГџen – und Thor.“

Srog verneigte sich, und ein Horn schallte vom Horizont herüber. Gwen blickte auf und sah die Staubwolke, die die Ankunft der Armee ankündigte. Sie hob eine Hand, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen, und ihr Herz machte einen Sprung. Selbst von hier aus wusste sie, dass sie es waren. Die Silver, die Männer des Königs.

Und allen voran ritt Thor.



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KAPITEL ELF


Thor ritt mit der Armee. Tausende Krieger ritten gemeinsam zurück in Richtung King’s Court. Er war siegestrunken.

Er hatte immer noch nicht ganz verarbeitet, was geschehen war. Er war stolz darauf, was er getan hatte, stolz darauf, dass er sich nicht der Angst ergeben hatte, als er auf dem Tiefpunkt angekommen war, sondern geblieben war, und sich den feindlichen Kriegern gestellt hatte. Und in gewisser Weise war er schockiert, dass er Гјberhaupt Гјberlebt hatte.

Die gesamte Schlacht erschien ihm surreal, und er war so dankbar, dass er seine Kräfte hatte heraufbeschwören können. Doch er war auch verwirrt, denn seine Kräfte waren nicht immer von Wirkung gewesen. Er verstand sie nicht, und viel schlimmer: er wusste nicht, woher sie kamen oder wie er sie rufen konnte. Es machte ihm mehr denn je bewusst, dass er lernen musste, sich auch auf seine menschlichen Fertigkeiten zu verlassen – der beste Kämpfer zu sein – der beste Krieger, der er sein konnte. Er begann zu erkennen dass er, um der beste Krieger, der er sein konnte zu werden, beide Seiten brauchte – den Kämpfer und den Zauberer, wenn er überhaupt einer war.

Sie waren die ganze Nacht geritten um nach King’s Court zurückzukehren, und Thor war mehr als erschöpft, aber er war auch froh. Die Sonne begann über den Horizont zu steigen und die Weite des Himmels öffnete sich vor ihm in zartem Gelb und Rose, und er fühlte sich als würde er die Welt zum ersten Mal sehen.

Er hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Er war umgeben von seinen Freunden Reece, O'Connor, Elden, und den Zwillingen; von Kendrick, Kolk und Brom; und von hunderten Angehörigen der Legion, den Silver, und der Armee des Königs. Doch anstatt am Rande zu reiten, war er jetzt in ihrer Mitte, anerkannt von allen. Tatsächlich schienen ihn alle anders anzusehen seit der Schlacht.

Nun sah er eine Bewunderung in den Augen nicht nur seiner Waffenbrüder aus der Legion, sondern auch in den Augen der echten, ausgewachsenen Krieger. Er hatte sich mit nur einer Handvoll Gefährten der gesamten Armee der McClouds gestellt, und damit das Blatt für den gesamten Krieg gewendet

Thor war einfach froh, dass er seine Brüder aus der Legion nicht enttäuscht hatte. Er war froh, dass seine Freunde nahezu unverletzt entkommen waren, doch er bedauerte auch die, die in der Schlacht den Tod gefunden hatten. Er hatte sie nicht gekannt, doch er hätte sie so gerne auch gerettet. Es war eine blutige, unerbittliche Schlacht gewesen, und selbst jetzt noch, während er ritt, blitzten vor seinem inneren Auge Bilder der Kämpfe auf, von den verschiedenen Waffen und Kriegern die ihn angegriffen hatten.

Die McClouds waren Wilde, und er hatte Glück gehabt; wer weiß ob er wieder so viel Glück haben würde, wenn er noch einmal auf sie treffen würde? Wer konnte schließlich wissen, ob er seine Kräfte wieder heraufbeschwören können würde. Er wusste es nicht.

Thor brauchte Antworten. Und er musste seine Mutter finden. Er musste herausfinden, wer er wirklich war. Er musste zu Argon gehen.

Krohn winselte hinter ihm und Thor lehnte sich zurück, um seinen Kopf zu streicheln, während Krohn seine Handfläche leckte. Thor war erleichtert, dass es Krohn besser ging. Er hatte ihn vom Schlachtfeld getragen und ihn hinter sich quer über sein Pferd gelegt; Krohn schien in der Lage zu sein zu gehen, aber Thor wollte, dass er sich ausruhte und auf dem langen Rückweg erholen konnte. Der Schlag, den Krohn abbekommen hatte, war gewaltig und es sah aus, als wäre eine Rippe gebrochen.

Thor konnte seiner Dankbarkeit gegenüber Krohn kaum genug Ausdruck verleihen. Krohn war mehr wie ein Bruder für ihn als ein tierischer Gefährte, und er hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet. Als sie einen Hügel erklommen hatten und, sie das Reich am Fuße des Hügels ausgebreitet sahen, kam auch die weitläufige, ruhmreiche Stadt King’s Court in den Blick. Mit ihren Dutzenden von Türmen und Turmspitzen, mit ihren alten Steinmauern und der massiven Zugbrücke, den Torbogen und den hunderten von Kriegern, die auf den Zinnen Wache standen, und durch die Straßen patrouillierten, dem hügeligen Ackerland, das sie umgibt und natürlich dem Schloss des Königs in ihrer Mitte.

Thor dachte sofort von Gwen. Sie hatte ihn in der Schlacht aufrechterhalten, sie hatte ihm einen Grund zu leben gegeben. Sie hatte gewusst, dass er da drauГџen in eine Falle gefГјhrt worden war. Mit einem Mal fГјrchtete Thor auch um ihr Schicksal. Er hoffte, dass es ihr gut ging und dass, wer auch immer fГјr den Verrat an ihm verantwortlich war, sie unangetastet gelassen hatte.

In der Ferne konnte Thor Jubel hören und sah etwas im Licht schimmern. Als er seine Augen zusammenkniff erkannte er, dass sich eine Menschenmenge am Horizont vor den Toren von King’s Cour versammelt hatte, und die Straße mit wehenden Fahnen säumte. Die Bürger waren gekommen, um sie zu begrüßen.

Jemand hatte ein Horn erklingen lassen und Thor erkannte, dass man sie zu Hause willkommen hieГџ. Zum ersten Mal in seinem Leben fГјhlte er sich nicht als AuГџenseiter.

„Diese HГ¶rner klingen fГјr dich“, sagte Reece, der neben ihm ritt, klopfte ihm auf den RГјcken und sah ihn voll von neuem Respekt an. „Du bist der Held dieser Schlacht. Du bist jetzt der Held unseres Volkes.”

“Stell dir vor, einer von uns, ein Mitglied der Legion, hat sich gegen die ganze Armee der McClouds gestellt.”, fügte O’Connor stolz hinzu.

„Du hast der gesamten Legion groГџe Ehre bereitet.“, sagte Elden. „Nun werden sie uns alle viel ernster nehmen mГјssen.“

„Ganz zu schweigen davon, dass du unser aller Leben gerettet hast.“, entgegnete Conval.

Thor zuckte mit den Schultern, mit Stolz erfüllt, aber fest auch entschlossen, sich all das nicht zu Kopf steigen zu lassen. Er wusste, er war menschlich, schwach und verletzlich wie jeder von ihnen; und dass die Schlacht auch anders hätte verlaufen können.

“Ich habe nur getan, wozu ich ausgebildet worden bin.”, erklГ¤rte Thor. „Wozu wir alle ausgebildet worden sind. Ich bin nicht besser als jeder andere. Ich habe einfach nur GlГјck gehabt.“

„Ich wГјrde sagen, das war mehr als nur GlГјck.“, erwiderte Reece.

Sie bewegten sich in einem langsamen Trab weiter, der Hauptstraße Richtung King’s Court folgend, als die Straße begann, sich aus allen Richtungen mit Menschen zu füllen, die jubelten und mit den königsblauen und gelben Bannern der MacGils wedelten. Thor wurde klar, dass dies eine ausgewachsene Parade war. Der gesamte Hof war herausgekommen, um sie zu feiern, und er konnte die Erleichterung und Freude in ihren Gesichtern sehen. Und er verstand auch warum: wenn die Armee der McClouds auch nur ein wenig näher an die Stadt herangekommen wäre, hätten sie all dies hier zerstört.



Thor ritt mit den anderen durch die Scharen von Menschen über die hölzerne Zugbrücke. Die Hufe ihrer Pferde klapperten fröhlich. Sie passierten das große steinerne Tor und die Unterführung und wurden auf der anderen Seite schon von einer jubelnden Menge erwartet.

Sie schwenkten bunte Fahnen und warfen Naschereien, und Musiker begannen zu spielen. Becken klangen, Trommeln schlugen und die Menschen tanzten in den StraГџen.

Thor stieg mit den anderen vom Pferd, als das Gedränge zu dicht wurde um weiterzureiten und, half auch Krohn von Pferd. Er beobachtete wie Krohn zunächst humpelte, und dann vorsichtig lief; zumindest im Augenblick schien er laufen zu können. Thor war erleichtert. Krohn drehte sich um, und leckte ein paarmal seine Hand.

Die Gruppe lief über den Königsplatz und Thor wurde von allen Seiten die Hände geschüttelt, er wurde gedrückt und umarmt von Menschen die er gar nicht einmal kannte.

Ein älterer Mann rief: “Ihr habt uns gerettet! Ihr habt unser Reich befreit!“

Thor wollte antworten, doch seine Stimme wurde vom Lärm von hunderten von Menschen, die um ihn herum jubelten und schrien verschluckt.

Bald wurden Fässer mit Bier herbeigerollt, und die Bürger begannen zu trinken, zu singen und zu lachen.

Doch Thor hatte nur eines im Sinn: Gwendolyn. Er musste sie sehen. Er suchte sie in den vorbeitanzenden Gesichtern, versuchte verzweifelt einen Blick von ihr zu erhaschen. Er war sich sicher, dass sie hier sein musste - doch er war unendlich enttäuscht, dass er sie nicht finden konnte.

Dann spГјrte er, wie jemand ihm auf die Schulter tippte.

Es war Reece „Ich glaube, das MГ¤dchen, das du suchst, ist dort drГјben.“ Reece wies in die entgegengesetzte Richtung.

Thor drehte sich um und seine Augen begannen zu leuchten.

Da war sie: Gwendolyn. Sie kam ihm schnellen Schrittes entgegen. Sie sah sehr müde aus, doch sie hatte ein glückliches, erleichtertes Lächeln auf dem Gesicht.

Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte, und sie rannte los und warf sich Thor direkt in die Arme. Sie sprang hoch und umarmte ihn, und er drückte sie fest an sich während er sich herumwirbelte. Sie hielt ihn fest und wollte gar nicht mehr loslassen, und er konnte spüren, wie ihre Tränen seinen Nacken hinunterliefen. Er spürte ihre Liebe und erwiderte das Gefühl.

„Gott sei Dank bist du noch am Leben!“, rief sie ГјberglГјcklich aus.

„Ich habe die ganze Zeit an nichts anderes als an Dich gedacht“, gab Thor zurГјck, und drГјckte sie noch fester an sich. WГ¤hrend er sie festhielt, fГјhlte sich alles so unglaublich richtig an.

Langsam ließ er sie los, und sie sah ihn liebevoll an, bevor sie sich zum Kuss vorbeugte. Sie küssten sich und die Zeit blieb stehen, während um sie herum die quirligen Massen lautstark feierten.

„Gwendolyn!“, rief Reece voller Freude.

Sie wandte sich ihm zu und umarmte auch ihn, und dann trat Godfrey vor und auch er umarmte Thor und dann seinen Bruder Reece. Es war wie ein großes Familientreffen und Thor fühlte sich als Teil davon, als ob dies schon seine Familie wäre. Die gemeinsame Liebe für das Königreich der MacGils vereinte sie – und der gemeinsame Hass auf Gareth.

Krohn kam vor und sprang Gwendolyn an, und sie lehnte sich mit einem fröhlichen Jauchzen zurück, als er ihr das Gesicht lecken wollte.

„Du wirst auch mit jedem Tag grГ¶sser mein Lieber!“, rief sie aus. „Wie kann ich dir nur dafГјr danken, dass Du Thor beschГјtzt hast?“

Krohn sprang an ihr hoch, immer wieder, bis, bis sie ihn sanft von sich schob und streichelte.

„Lass uns gehen“, sagte Gwen zu Thor, wГ¤hrend sie von allen Seiten geschoben und gedrГјckt wurde. Sie griff nach seiner Hand.

Thor wollte ihr gerade folgen, als plötzlich mehrere Silver hinter ihnen auftauchten. Sie hoben ihn hoch in die Luft und setzten ihn auf ihre Schultern. Als sie ihn hochhoben, wurde das Geschrei der Menge noch lauter als zuvor.

„THORGRIN!“, jubelten sie.

Er wurde herumgewirbelt, und jemand drГјckte ihm einen Bierkrug in eine Hand. Er setzte ihn an und trank, und die Menge jubelte wie wild.

Thor wurde unsanft wieder abgesetzt, und stolperte, lachend, als die Menge ihn umgab.

„Wir gehen zur Siegesfeier“ schrie ihm einer der Silver ins Ohr und schlug ihm freundschaftlich mit der flachen Hand auf den RГјcken. Er kannte ihn nicht, aber das schien egal. „Es ist ein Festmahl fГјr die Krieger. Nur MГ¤nner. Du musst mit uns kommen, wir haben dir einen Platz an unserem Tisch freigehalten. Und du, und du auch!“ erklГ¤rte er und wandte sich dabei Reece und O’Connor zu. „Ihr seid nun auch MГ¤nner. Kommt mit!“

Freudenrufe stiegen auf, und die Silver schleifte sie mit sich. Thor löste sich für einen Moment aus ihrem Griff und sah Gwen an. Er fühlte sich schuldig, und wollte sie nicht alleine lassen.

„Na los, geh schon mit ihnen“, sagte sie verstГ¤ndnisvoll lГ¤chelnd. „Es ist wichtig. Geh und feiere mit deinen WaffenbrГјdern. Das ist so Tradition bei den Silver, und du darfst das nicht verpassen. Triff mich spГ¤ter heute Nacht an der HintertГјr der Waffenhalle. Dann kГ¶nnen wir zusammen sein.“ Sie lehnte sich ihm noch einmal fГјr einen Kuss entgegen und er hielt sie so lange er konnte fest, bis ihn die anderen Krieger mit sich zogen.

„Ich liebe dich“, sagte sie.

„Ich liebe dich auch“, erwiderte er, und war sich dessen sicherer, als sie es jemals hГ¤tte erahnen kГ¶nnen.

Als sie ihn mit sich zogen und er diese wunderschönen Augen sah, die so voller Liebe für ihn waren, konnte er nur an eines denken. Er wollte um ihre Hand anhalten, mehr als alles andere. Jetzt war nicht der rechte Augenblick, doch bald, sagte er zu sich selbst.

Vielleicht schon heute Nacht.




KAPITEL ZWГ–LF


Gareth stand in seiner Kammer, und blickte bei Anbruch der Dämmerung aus dem Fenster. Er beobachtete, wie sich unten die Massen versammelten – und ihm wurde übel davon.

Am Horizont erschien seine größte Angst, der Anblick, den er am meisten gefürchtet hatte: Die Armee des Königs kehrte zurück. Siegreich. Triumphierend nach der Schlacht mit den McClouds. An ihrer Spitze ritten Kendrick und Thor. Frei und am Leben – als Helden.

Seine Spione hatten ihn bereits Гјber die Geschehnisse informiert. Dass Thor den Hinterhalt Гјberlebt hatte, und er gesund und am leben war.

Nun waren diese Männer ermutigt und kehrten als gefestigte Einheit zurück. Alle seine Pläne waren furchtbar schief gegangen, und hinterließen einen schweren Stein in seinem Magen. Er fühlte sich, als würde sich das Reich um ihn herum zusammenziehen.

Gareth hörte ein knarrendes Geräusch in seiner Kammer und fuhr herum. Von plötzlicher Furcht über den Anblick vor ihm ergriffen, schloss er schnell seine Augen.

„Г–ffne deine Augen, Sohn“, hГ¶rte er eine drГ¶hnende Stimme.

Zitternd Г¶ffnete Gareth seine Augen und war entsetzt, seinen Vater vor sich stehen zu sehen. Ein Leichnam, verwesend, eine rostigen Krone auf dem Kopf und ein ebenfalls rostiges Zepter in der Hand. Er starrte ihn mit derselben tadelnden Miene an, die er auch schon zu Lebzeiten immer aufgesetzt hatte.

„Blut will Blut haben“ rief der alte Mann aus.

„Ich hasse dich!“ schrie Gareth. „ICH HASSE DICH!“, wiederholte er und zog einen Dolch aus seinem GГјrtel und stГјrzte sich auf seinen Vater.

Er erreichte ihn, rammt den Dolch in ihn – und traf nichts als Luft, während er weiter durch den Raum stolperte.

Gareth wirbelte herum, doch die Erscheinung war verschwunden. Er war alleine in seiner Kammer. Verlor er etwa seinen Verstand?

Gareth lief in die gegenüberliegende Ecke und durchwühlte eine Truhe, bis er eine Opiumpfeife in seinen zitternden Händen hielt. Schnell zündete er sie an und nahm einen tiefen Zug. Und noch einen. Wieder und wieder. Er spürte wie die Welle der Droge durch seine Adern pulsierte und verlor sich für kurze Zeit in dem sanften Nebel, der seinen Geist umhüllte. Er hatte sich in den vergangenen Tagen mehr und mehr dem Opium zugewandt – es schien der einzige Weg zu sein, das Bild seines Vaters zu verscheuchen. An diesem Ort zu sein quälte ihn, und er begann sich zu fragen, ob der Geist seines Vaters in diesen Mauern gefangen war, und ob er seinen Hof an einen anderen Ort verlegen sollte.

Am liebsten würde er dieses Gebäude und mit ihm jede Erinnerung an seine Kindheit dem Erdboden gleich machen.

Gareth wandte sich wieder dem Fenster zu. Sein Gesicht war mit kaltem SchweiГџ bedeckt, und er wischte sich mit dem HandrГјcken Гјber die Stirn. Er beobachtete das Schauspiel, das sich ihm darbot.

Die Armee näherte sich, und er konnte Thor selbst von hier aus sehen. Die dümmlichen Massen umschwärmten ihn wie einen Helden. Es brachte Gareth zur Weißglut, und er brannte vor Neid. Jeder seiner Pläne war wie ein Kartenhaus in sich zusammengestürzt: Kendrick war frei; Thor lebte, und auch Godfrey hatte es irgendwie geschafft das Gift zu überleben – genug Gift, dass man ein Pferd damit hätte umbringen können.



Doch wenn er darüber nachdachte – seine anderen Pläne hatten funktioniert:

Wenigstens Firth war tot und es gab keine Zeugen mehr, die beweisen konnten, dass er seinen Vater getötet hatte. Gareth atmete tief durch, als er erleichtert feststellte, dass die Dinge gar nicht so schlecht standen wie es schien. Schließlich waren die Gesandten der Nevaruns auf dem Weg um Gwendolyn abzuholen, um sie in eine furchtbare Ecke des Rings zu bringen wo sie dann verheiratet werden würde. Er lächelte bei dem Gedanken, und fühlte sich besser. Ja, zumindest sie würde er bald los sein.

Gareth hatte Zeit.

Er würde andere Wege finden sich Kendrick, Thor und Godfrey vom Hals zu schaffen. Er hatte unendlich viele Ideen, wie er sie umbringen lassen könnte. Und er hatte alle Zeit und Macht der Welt um es in die Wege zu leiten. Ja, sie hatten vielleicht diese Runde gewonnen, doch die nächste würde an ihn gehen.

Gareth hörte ein Stöhnen, fuhr herum und sah –nichts. Er musste hier raus, er konnte es nicht mehr aushalten. Er drehte auf dem Absatz um und stürmte aus dem Zimmer. Seine Bediensteten hatten die Türe geöffnet noch bevor er sie erreicht hatte – sie waren es gewohnt jede seiner Bewegungen vorauszuahnen.

Gareth warf sich Mantel und Krone des Vaters über und griff das Zepter, als er den Flur hinuntermarschierte. Er folgte den langen Fluren, bis er sein privates Speisezimmer erreichte. Eine aufwendige gestaltete Kammer mit hoher Gewölbedecke und bunten Bleiglasfenstern, durch die das Licht des frühen morgens fiel. Zwei Bedienstete standen wartend bei der offenen Türe, und ein weiterer hinter der Tafel. Es war eine 15 Meter lange Tafel mit dutzenden von Stühlen auf beiden Seiten. Der Diener richtete den schweren alten Eichholz-Stuhl für Gareth. Es war der Stuhl auf dem er seinen Vater unzählige Male hatte sitzen sehen.




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